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 Die Stube

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BeitragThema: Die Stube   Die Stube EmptySa Jul 31, 2010 10:15 pm

Tatsächlich hatte sich Lysander wohl in sein Zimmer verzogen und die beiden Älteren somit allein gelassen. Die Slytherin beschloss ihn fürs erste ebenfalls etwas Ruhe zu gönne, da es ohnehin schon echt spät und längst Zeit fürs Bett war. Außerdem galt es ja noch den Grund von Reuels unerwartetem Besuch auf die Schliche zu kommen, denn einfach nur zum Kaffeetrinken war dieser sicherlich nicht vorbei gekommen, auch wenn man das bei seinem Verbrauch des schwarzen Bohnenwassers vielleicht hätte denken können. Ohne weitere Umschweife schob die Blonde sich zum Sofa voran und ließ sich darauf nieder, während sie dem Schwarzhaarigen bedeutete sich neben sie zu setzen.
„Also, was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“, wollte die Slytherin süffisant lächelnd wissen, während sie darauf hoffte, dass Rachel bereits tief und fest schlief. Immerhin hatte die Putzfrau einen anstrengenden Tag hinter sich und hatte nicht einmal bemerkt, dass ihr drei Jahre alter Sohn noch munter herum sprang. Etwas beruhigter von dieser Tatsache wandte Euphemia nun ihre volle Aufmerksam dem Besucher zu.
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BeitragThema: Re: Die Stube   Die Stube EmptySa Jul 31, 2010 10:30 pm

Gehorsam folgte Reuel der Slytherin in das Wohnzimmer, dessen Einrichtung einen eher zusammengewürfelten Eindruck machte, aber dafür umso gemütlicher wirkte. Es waren recht schlichte Möbel einfacher Machart und das komplette Gegenteil zur heimischen Einrichtung, die voll und ganz von seiner Mutter geprägt war und alles war total damenhaft und kitschig. Spitzendeckchen und Porzellan, der übliche Kram, den man bei einer Kaffeetante eben vorfand.
Die Einladung sich zu setzen ließ Reuel sich nicht zweimal stellen. Er machte es sich neben Euphemia auf dem Sofa bequem, die ihn nun interessiert anblickte und von ihm den wahren Grund seines Besuches erfahren wollte. Die Antwort gestaltete sich allerdings schwieriger als anzunehmen war, denn, wenn man es genau nahm, wusste der Ravenclaw nicht einmal selbst, warum genau er jetzt hier saß.
"Nun ... also ... mir ist noch nicht so ganz klar geworden, wie sich unser Verhältnis gestaltet."
So also lautete sein Versuch ihr zu erklären, dass er vollkommen verwirrt und ratlos war. Fantastisch. Dämlicher hätte er sich wohl kaum auszudrücken vermocht. Wie sich unser Verhältnis gestaltet. Was hatte er da nur von sich gegeben?
"Ehm ... ich meine, dass ich nicht wirklich durchschaue, was genau du von mir willst."
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BeitragThema: Rückblende - selber Abend, selbe Zeit, selber Ort   Die Stube EmptySo Aug 01, 2010 10:42 am

Rückblende - Selber Abend, selbe Zeit, selber Ort

Schwer seufzend legte Euphemia ihren Kopf in die Hände und schloss für einen winzigen Augenblick die Augen. Von den unzähligen Gedanken, die der Sechzehnjährigen durch den Kopf schossen, waren nur wenige deutlich genug um sie zu verstehen und die, die es waren, wollte sie nicht hören. Am liebsten hätte sie Reuel bereits bei seinen ersten Worten schroff unterbrochen und ihm erklärt, dass sie gar kein Verhältnis hatten und er doch bitte seine Klappe halten und verschwinden solle.
Vor wenigen Tagen wäre genau das ihre Reaktion gewesen, während nun der Teil von ihr, der sich wünschte irgendwie mit dem Ravenclaw auskommen zu können, an Macht gewonnen hatte und solche Überreaktionen meist im Keim erstickte. Aber was sollte sie ihm schon entgegnen, wenn unfreundliche Antworten und Stänkereien verboten waren?
Es war doch zum verrückt werden. Euphemia konnte sich nicht mal des winzigen Schnaubens, der Andeutung eines nicht ganz so trockenen Lachens, erwehren, die bei diesem Gedanken über ihre Lippen drang. Wie oft hatte sie schon den Jungen neben ihr für diese geistige Umnachtung ihrerseits verantwortlich gemacht und dementsprechend behandelt? Sie hatte aufgehört mitzuzählen. Da also von ihr aus mit keiner Entscheidung zu rechnen war, lehnte sich die Slytherin nun zurück und begann damit ihre Karten auf den Tisch zu legen: „Von mir braucht du mit einer klaren Antwort nicht zu rechnen, fürchte ich. Wie wäre es, wenn du die Art unseres Verhältnisses bestimmst und ich mich einfach anschließe?“
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BeitragThema: Re: Die Stube   Die Stube EmptySo Aug 01, 2010 11:04 am

Da hatte er den Salat. Mutlos ließ sich Reuel gegen die Rückenlehne der Couch sinken und fing damit an Löcher in die Luft vor sich zu starren. Warum musste sie ausgerechnet ihm die Entscheidung überlassen? Mit Verantwortung konnte der Ravenclaw nichts anfangen, stets hatte er sie von sich gewiesen und zu anderen Leuten in seiner Umgebung abgeschoben. Er war viel zu bequem, um bestimmend zu sein und viel zu überlegt, um tatkräftig zu werden.
Kurzzeitig huschte sein Blick hinüber zu der Slytherin. Die Situation, in der sie sich nun einmal gerade befanden, schien ihr genauso wenig zu gefallen, wie Reuel, doch es half nichts. Er hatte sich für dieses Gespräch entschieden und vielleicht reichte das schon aus, um ihn als Verantwortlichen zu kennzeichnen.
Dennoch wollte er nicht im Stummen eine Entscheidung treffen, sondern von Euphemia eine Meinung haben und sie mit einbeziehen, schließlich war sie ebenso schuld daran, dass es soweit gekommen war.
"Ich möchte keine Entscheidung fällen, solange ich nicht verstehe, was ich von dir und dem gestrigen Tag, und dem davor, halten soll. Tatsache ist, dass wir uns wohl besser verstehen, als jemals erwartet und ich den gestrigen Tag auch in gewisser Weise, wenn auch unter Vorbehalten, als schön bezeichnen würde, was nichts daran ändert, das er mich nach wie vor verwirrt und ich ihn aufgrund dessen nicht mehr aus meinen Kopf bekomme. Das macht mich wahnsinnig. Ehrlich."
Damit schloss er und musste dabei an ihre Worte denken, die sie ihm Tropfenden Kessel gesprochen hatte. Es gab keinen Zweifel, jetzt war auch er an jenem Punkt angelangt, den sie offenbar schon vor einiger Zeit erreicht hatte.
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BeitragThema: Re: Die Stube   Die Stube EmptySo Aug 01, 2010 11:24 am

Ungläubig huschten die hellbraunen Augen der Slytherin zu ihrem Sitzpartner und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dass nicht die geringste Belustigung über diese Situation zeigte, sondern viel mehr ihre eigene Hilflosigkeit unterstrich.
Wem sagst du das.“, grummelte sie verdrossen und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar um das Zopfgummi endgültig zu lösen und ihre Frisur damit von ihrem liederlichen Dasein zu befreien, „Aber ich hatte dich gewarnt. Ich habe gesagt ich würde dich in mein Apartment lotsen und völlig um den Verstand bringen.“
Das beinahige Zutreffen ihrer im Scherz gesprochenen Worte wollte der Blonden selbst nicht so recht gefallen. Unruhig spielte sie mit einer Strähne ihres Haares und schien es nicht einmal mehr zu wagen hinüber zu Blicken. Das Ganze war doch unangenehmer als gedacht, zumindest das konnte sie mit Sicherheit sagen. Warum ausgerechnet sie sich in eine solch ungünstige Situation manövrieren musste, war der Slytherin selbst schleierhaft. Jede einzelne Zusammenkunft mit dem Ravenclaw erschien ihr ein wenig verrückter, dabei hatte Euphemia geglaubt die Grenze ihres eigenen Wirrsinns schon im Eiscafé erreicht gehabt zu haben.
Sie schüttelte den Kopf. Die Spielerei an ihrer Haarsträhne endete abrupt und auch die Augen, welche zur Zeit eher die Farbe eines schmutzigen Flusslaufes im klaren Sonnenlicht hatten, huschten erneut zu Reuel.
„Was genau würdest du jetzt am liebsten von mir hören, hm?“, fragte sie ohne jeglichen gehässigen Unterton. Ein Spiel. Natürlich. In den verzwicktesten Situationen machte die Blonde jede Angelegenheit zu einem kleinen Spiel. Denn jedes Spiel konnte man irgendwie gewinnen, auch wenn man nicht wusste, wie dieser Gewinn aussehen würde.
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BeitragThema: Re: Die Stube   Die Stube EmptySo Aug 01, 2010 11:40 am

In was für eine unangenehme Position hatten sie sich da nur gebracht? Da saßen sie nun beide nebeneinander, auf einer Couch im zusammengewürfelten Wohnzimmer von Euphemias Zuhause und wussten nicht, was sie mit sich oder dem jeweils anderen anfangen sollten.
Ein geradezu lächerlicher Gedanken schoss Reuel durch den Kopf, als die Slytherin den Scherz von neulich aufgriff, als sie ihm ins Ohr geflüstert hatte, dass sie ihn verführen und um den Verstand bringe wolle. Vielleicht, so dachte Reuel, wäre es jetzt einfacher, wenn sie ihn wirklich in dieser Hinsicht verrückt gemacht hatte, dann wüsste er in diesem Moment zumindest woran er war. Er könnte ihr seine Gefühle für sie gestehen und damit hatte sie die Sache, aber nein, sie mussten es komplizierter haben. Sie verstanden ihre eigenen Gefühle um Empfindungen nicht, waren sich uneins darüber, was das alles zu bedeuten hatte und fühlten sich hilflos und überfordert, wie ein Eule, die sich unvermittelt einem ausgewachsenen Drachen gegenüber fand.
Ihre Frage, was genau er jetzt von ihr hören wollte, entwirrte das Fadenknäuel, das sich Verstand nannte, kein bisschen und auch ein Anfang war danach noch immer nicht zu erkennen. Ja, was wollte er von ihr hören? Das sie ihn trotzallem nicht leiden konnte und sie sich ab dem morgigen Tag wieder so verhalten würden wie früher, dass sie ihn mochte und eine Freundschaft begrüßen würde. Er hatte keine Ahnung und Reuel verschwieg diese Tatsache nicht.
"Ich weiß es nicht, darin liegt ja mein Problem, und deines anscheinend auch. Glaube mir, wenn ich dich ignorieren und aus meinen Gedanken drängen könnte, ich würde es machen, aber es funktioniert einfach nicht", gestand er resigniert und durchwühlte sein schwarzes Haar, das ihm nun strähnig in die Augen fiel und so tanzten vereinzelt Haarspitzen vor seinen Augen, als er sich ein weiteres Mal zu Euphemia drehte, um ihr in die Augen zu schauen und auf einen Einfall ihrerseits zu hoffen.
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BeitragThema: Re: Die Stube   Die Stube EmptySo Aug 01, 2010 2:10 pm

Abermals entglitt ein schweres Seufzen der Slytherin. Wie oft dies wohl noch an diesem Abend geschehen würde? Reuels kleines Geständnis erinnerte nur allzu sehr an das Ihrige, welches sie erst vor wenigen Tagen abgegeben hatte. Es stimmte. Wenn sie die Chance hätte ihn zu ignoriere oder zumindest wie üblich schikanieren zu können, herrgott sie würde es auf der Stelle tun. Aber so wie die Dinge standen konnten Beide weder vor, noch zurück.
„Tut mir leid.“, murmelte die Blonde angeschlagen und biss sich hart auf die Unterlippe. Das war doch zum Kotzen. Wirklich zum Kotzen. Sie hatte nicht vor den Ravenclaw in irgendeiner Form zu mögen und trotzdem konnte sie ihn nicht weiterhin wie die kleine Mistmade behandeln, die sie zu Anfang in ihm gesehen hatte. Aber als Freund behandeln konnte sie ihn genauso wenig.
Euphemia hielt sich keine Freunde. Was an einer vermeidlichen Irrenschule wie Hogwarts wohl kaum ein Wunder darstellte. Jeder, der auch nur den Wochenpropheten verfolgte, konnte ahnen, was Freunde an dieser Schule bedeuteten. Nämlich nichts als ärger. Wenn man nicht gerade in irgendwelche Beziehungskonflikte hineinstolperte, dann gleich in internationale Streitigkeiten oder irgendeine Monstershow. Darauf konnte die Holmes gut und gerne verzichten.
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BeitragThema: Re: Die Stube   Die Stube EmptySo Aug 01, 2010 6:38 pm

Euphemias Entschuldigung war Antwort genug, war sie doch Ausdruck ihrer eigenen Unzufriedenheit mit diesem Tatbestand. Das sie sich überhaupt dafür entschuldigt, dass sie in seinen Gedanken herum geisterte, war erstaunlich und zeugte davon, wie unangenehm ihr die Sache war.
Früher hätte sie sich darüber lustig gemacht, dass sie ihn so in den Wahnsinn trieb und Reuel fragte sich, ob es ihm nicht sogar lieber wäre, wenn sie ihn jetzt damit aufziehen würde, anstatt sich dafür zu entschuldigen. Doch auch diese Frage konnte er sich nicht beantworten. Zwar wollte er keine enge Bindung zu der Slytherin eingehen, aber der neu geschaffene Frieden hatte gewisse Vorteile, die er nicht mehr von sich weisen wollte.
Wie ruhig und entspannt würden die Tage in Hogwarts werden, wenn die Slytherin ihn in Ruhe ließ. Er würde sein letztes Jahr in Hogwarts richtig genießen können und vielleicht war dies allein schon Grund genug, um Euphemia nicht von sich zu weisen und sie ein wenig näher an sich heran zu lassen. Freunde mussten sie ja deswegen nicht gleich werden, eine lockere Bekanntschaft würde wohl völlig genügen.
"Wenn wir in Hogwarts sind", sagte Reuel schließlich und klang fast heiter dabei, "dann klärt sich das wahrscheinlich ganz automatisch. Du bist dann wieder unter Slytherins, wirst wieder fies und gemein oder ... oder ich bin einfach irgendein Ravenclaw, denn du nicht wirklich beachtest, aber halt höflicherweise grüßt, wenn du ihm in den Gängen begegnest."
Das war sie also nun, die neue Taktik: Naiver Optimissmus und das Vertrauen in das Rad der Zeit.
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