Venedig - Bei Amicis

Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Naja, ist ja auch egal", bemerkte sie dann mit einem Schulterzucken und schaute sich im Innenhof kurz um, streifte dabei auch für einen kurzen Moment Alessandro. Der Florentiner würde mit Sicherheit nicht gerade erfreut sein, wenn sie nicht bei der Rialtobrücke auftauchen würde, aber irgendwie würde sie das schon wieder gut machen. Nur wie, das wusste die Deutsche nocht nicht so recht. Doch das war jetzt auch nebensächlich und Mella wurde aus ihren Gedanken und somit aus der Musterung des Innenhofes gerissen, als der Restaurantbesitzer wieder kam.

Enzio nickte und bezahlte das Essen für die beiden, als Amici kam. Der Restaurantbesitzer bot ihnen noch ein Abschlussgetränk an und nachdem dieses auch die Kehlen der beiden Gäste gefunden hatte, stand Enzio auf und wartete auf Melanie.
"Wohin würdest du gerne spazieren?", hakte der Italiener nach während er Mella seine Hand anbot um ihr beim Aufstehen zu helfen. Alessandro hatte der Sohn des obersten Ratsherrn vorerst noch nicht gesehen.

Alessandro beobachtete die beiden immer wieder misstrauisch, wobei seine dunklen Augen hauptsächlich auf Melanie lagen. Was würde er jetzt dafür geben mit Enzio tauschen zu können.
"Geduld, Geduld.", wies er sich selbst an. "Du wirst ihr heute noch früh genug nahe sein." Und obwohl es seltsam klang, war es dieser eine Gedanke, der den Händler nun davon abhielt etwas Dummes zu tun und Enzio auf sich aufmerksam zu machen. Vermutlich würde der Ratsherrensohn ihn ohnehin bemerken, wenn er auf den Ausgang zusteuerte, aber dafür konnte Alessaandro schließlich nichts.

Dankend nahm sie seine Hand und richtete sich auf. "Ich weiß nicht. Irgendwohin, wo nicht so viele Touristen sind" Ja, das klang gut. Melanie wollte den Abend schließlich genießen und sich nicht mit nervenden Touristen außeinandersetzen müssen. Das Enzio seinen besten Freund noch gar nicht bemerkt hatte, verbuchte die Deutsche als pures Glück und sie hoffte, dass dies auch so bleiben würde.

Enzio hatte bereits eine kleine Route vor seinem geistigen Auge. Der Abend war schließlich noch lang und die warmen Temperaturen ließen auch längere Spaziergänge an der frischen Meeresluft zu. Also wandte sich der Italiener guter Dinge um und stockte im ersten Moment. Saß dort an dem Tisch hinter ihnen...etwa Alessandro? Enzio konnte den Florentiner nicht genau erkennen, da ein Kellner gerade die Sicht verdeckte, doch er hätte schwören können, er hätte für einen kurzen Augenblick jene schelmischen Augen gesehen, die er so gut kannte. Irritiert blieb der Ratsherrensohn deswegen stehen und wartete bis der Kellner seinen Posten verlassen würde.

Alessandro war Enzios Blick nicht entgangen, doch der Kellner kam gerade rechtzeitig um den kurzzeitigen Blickkontakt zu unterbrechen. Der Florentiner atmete erleichtert aus, doch er nahm nicht an, dass Enzio so einfach gehen würde, deswegen gab er Melanie mit einem Kopfnicken ein Zeichen, den Ratsherrensohn hier rauszuschaffen und zwar möglichst so, dass Alessandro am Leben blieb. Würde Enzio ihn hier sitzen sehen, er würde bestimmt die Nummer mit den Servietten durchschauen und dann ausrasten - was wieder unmittelbar zur Folge hatte, dass Mellas Laune im Keller sein würde und Alessandro heute Mitternacht viel Arbeit vor sich hatte um die Deutsche wieder aufzuheitern. Darauf konnte er getrost verzichten.

Enzio war dabei Alessandro zu entdecken. Nein, das war nicht gut, ganz und gar nicht und sie war froh um den Kellner, der sich zwischen die Beiden schob. Leicht stupste sie ihren Verlobten an. "Hey? Können wir gehen?", fragte sie leise nach und warf ihm einen leicht irriterten Blick zu, wie als wollte sie fragen, weshalb er hier noch stehen blieb.

Enzio blinzelte irritiert und warf Mella einen kurzen Blick zu.
"Ich...warte.", bat der Italiener und versuchte weiterhin durch den Kellner hindurchzustarren. Hatte er sich das mit Alessandro nur eingebildet oder musste er nun an seinem Verstand zweifeln? Vielleicht hatte er die Nacht im russischen Landhaus noch nicht wirklich verdaut.

Melanie erwies sich als äußerst ungeschickt, wenn es darum ging ihren eigenen Verlobten abzulenken und seine Augen an sich zu fesseln. Alessandro musste also selbst handeln. Ein Schnippen seines Fingers und der Löffel fiel zu Boden. Der Händler verlor keine Zeit und bückte sich danach um unter dem Tisch zu verschwinden, sollte der Kellner gleich seine Position verlassen.

Melanie warf Enzio einen kurzen Blick zu, während der Kellner seine Position aufgab, doch...Alessandro saß nicht mehr da. "Was ist denn da?", hakte die Deutsche irritiert nach und tippte Enzio kurz an und ihre Hand huschte zu seiner Wange, um seine Aufmerksamkeit wiederzugewinnen und dafür zu sorgen, dass er sie ansah. "Alles in Ordnung?" Ihr war klar, dass Alessandro sich erhoffte, dass Melanie den Italiener anders ablenken würde. Aber einerseits wäre dies zu auffällig und andererseits mehr als irriterend. "Lass uns gehen, okay?", bat sie dann noch leise, während ihre Hand von seiner Wange zu seiner Schulter gehuscht war und dort verweilte.

Enzio nickte und warf dem Tisch einen letzten Blick zu, während er Melanies warme Hand spüren konnte.
"Bene. Lass' uns gehen.", lenkte der Italiener ein und verließ mit seiner Verlobten das Restaurant. Er sollte sich vermutlich nicht zu sehr in diese Sache hineinsteigern, sonst würde er sicher noch den Verstand verlieren. Alessandro konnte schließlich nicht überall sein.