Venedig - In den engen Gassen

Nur durch einen Fremden war sie nun endlich nach Italien gelangt. Lange Zeit war sie einfach in Weimar umhergeirrt, denn sie selbst konnte noch nicht apparieren, dabei dauerte es auch nicht mehr lange, bis sie 17 wurde und somit die Prüfung machen konnte. Doch wie es das Schicksal natürlich wollte, irrte sie nun durch die engen und vorallem schmutzigen Gassen in Venedig. Ihr Orientierungssinn war noch nie besonders gut ausgeprägt gewesen, doch in Italien fand sie sich noch weniger zurecht als sonst wo. Alles sah hier für sie gleich aus, es würde mit Sicherheit noch Stunden dauern, bis sie ansatzweise etwas gefunden hatte, was sie kannte. Sie war schon so lange nicht mehr hier gewesen... Sie blieb einen kurzen Moment stehen, schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Die Luft hier war ganz anders als in England oder Weimar. Es war total warm und in der Nacht würde wahrscheinlich wieder die Wolkendecke aufreißen und viel Regen über der Stadt auslassen. Blitze würden alles für einen Bruchteil einer Sekunde erhellen und die Donnern würden alles erschüttern. Irgendwo freute sie sich darauf... Doch ob sie heute Abend überhaupt genug Zeit haben würde, dadrüber nachzudenken stand noch in den Sternen. Sie war hier her gekommen um zu sehen wie es ihrer besten Freundin und Enzio ging, jedoch interessierte sie es auch, wie es um den Heiler der Diebesgilde stand - Romanov. Er war schon länger verschwunden. Zwar wussten sie jetzt wo er war, jedoch hatten sie ihn nicht dort rausholen können. Sie zwang sich selbst ihre Gedanken bei sich zu halten und befahl ihren Füßen wieder zu laufen. Einen nach dem anderen setzte sie auf den harten und kalten Steinboden, versuchte sich irgendwie durch die Gassen zu winden... Jedoch hatte es nicht den Anschein, dass sie Enzios Haus so schnell finden würde...

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Irgendwie brachte sie es nach mehreren Versuchen doch zustande, endlich ihre Augen zu öffnen und dem hellen Tageslicht entgegen zu blinzeln. Alles tat ihr weh und sie hatte das Gefühl, dass ihre Wange angeschwollen war. Plötzlich, in keiner chronologischen Reihenfolge, tauchten Bilder vor ihrem inneren Auge auf und sie schien sich wieder an den Traum diese Nacht zu erinnern. Dieser Mann war wieder aufgetaucht, er hatte sie auf die Wange geschlagen, war danach aber direkt wieder gegegangen, er hatte gesagt, dass er momentan keine Zeit hätte.. Was er genau damit meinte wusste sie nicht und würde sie wahrscheinlich auch niemals herausfinden. Als sie sich umschaute, merkte sie erst, dass sie auf dem Boden lag und stand so schnell auf, dass einen Moment schwarze Punkte vor ihrem Auge tanzten. Eigentlich wollte sie gar nicht schlafen, sie hatte sich ungefähr um Mitternacht nur auf diese Parkbank neben ihr gesetzt um ein wenig auszuruhen. Die Suche nach Enzio oder Mella war erfolglos und ihre müden Muskeln verlangten gestern einfach etwas Ruhe. Da hatte sie sich auf die Bank gesetzt und musste wohl eingeschlafen sein und durch den Traum, ist sie wahrscheinlich von der Bank gefallen. Nun waren ihre ganzen Klamotten dreckig und ihre Wange pochte... So wollte sie sich eigentlich nicht durch die Menschenmengen quetschen...

Melanie schien total durchzudrehen. Gestern nach dem Gespräch mit Filius war sie wieder disappariert und mitten in der Nacht in Venedig gelandet, das letzte Bisschen Trank in ihrer Tasche verstaut. Noch immer sah die Deutsche nicht wirklich gut aus, denn trotz des Sonnenscheins hatte sie einen Schal um und trug eine dünne Jacke, um ihre Verletzungen und vorallem die Würgemale am Hals zu verstecken. Die Schnitte in ihrem Gesicht waren allerdings nicht weggegangen und die aufgeplatzte und bläulich gefärbte Lippe auch nicht. Im Grunde sah die Tochter des ehemaligen Deutschen Ministers so aus, als hätte man sie verprügelt. Nicht sehr angenehm aber was sollte es. Jetzt würde die Deutsche ihr Glück bei einem alten Heiler versuchen, selbst wenn sie mittlerweile selbst nciht mehr daran glaubte, herauszufinden, woher Alessandro die Tränke bekam. Als die Dunkelhaarige an einer Bank vorbeilief hielt sie irritiert inne. "Tonks?" Seit undgefähr 3 Wochen hatte sie ihre beste Freundin jetzt nicht mehr gesehen und irgendwo scheute es der Todesserin davor, doch zu spät. Die Löwin hatte sie schon entdeckt, also ließ Melanie sich neben dieser auf die Bank gleiten. Ihre Freundin sah nicht gut aus.

Sie hatte einen Moment die Augen geschlossen, als sie eine vertraute Stimme wahrnahm. "Mella!", entkam es ihr und sie sprang auf, wobei sie wieder mit schwarzen und tanzenden Pünktchen gestraft wurde, also ließ sie sich auf die Bank gleiten. Ihre Freundin saß neben ihr und sie ließ ihren Blick über die Gestalt der ehemaligen Slytherin gleiten. "Aber... Was ist denn mit dir passiert?", fragte sie erschrocken und konnte sich schon denken, dass sie den Schal nicht trug, weil ihr kalt war. Hier waren mindestens 30 Grad in Venedig, viel zu warm für einen Schal. Es war beinahe für alles zu warm. Jetzt wartete sie aber erstmal die Antwort ihrer Freundin ab, bevor sich ihre Fantasie noch komplett selbstständig machte. Aber immerhin lebte sie noch, das ließ ihre schonmal einen schweren Stein vom Herzen fallen. Jetzt galt es nur noch, Enzio irgendwann zu finden und nach ihm zu sehen.

Mella zuckte leicht mit den Schultern. "Ich versuche zu überleben", war die schlichte Antwort der Dunkelhaarigen, die sich nicht zu einem Lächen hinreißen lassen konnte. Vielleicht lag es daran, dass sie hier in Venedig war, Enzio's Heimat und sie so ziemlich jede Ecke an ihren Verlobten erinnerte, vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass, als sie Tonks das letzte Mal gesehen hatte, diese ihr in den Rücken gefallen war und beinahe alles ganz kaputt gemacht hätte. Die Slytherin entschied sich, dass es wohl eine Mischung aus beidem war und schloss für einen Moment die Augen. Schon jetzt verspürte die junge Frau den unbändigen Wunsch wieder zu flüchten, ganz weit weg.

Enzio hatte sich in den letzten Wochen immer mehr zurückgezogen. Der Sohn des obersten Ratsherrn hatte das Gefühl in Arbeit zu versinken. Sein Vater beanspruchte ihn immer mehr und der Venezianer wusste auch warum: er wurde getestet, getestet ob er wirklich dafür geeignet war dem Druck einer so hohen Position standzuhalten. Die letzten Tage hatte Enzio deswegen mehr oder weniger im Rat oder im Arbeitszimmer verbracht. Er hatte bewusst Abstand von all seinen Freunden genommen um seinen Kopf freizubekommen und sich konzentrieren zu können. Nun war der ehemalige Hogwartsschüler auf dem Weg zu einem Treffpunkt weit ab von den großen Plätzen. Die Gasse, welche er betrat war nicht gerade für ihre Sauberkeit bekannt, noch für ihr Platzangebot. Sie war eng und glitschig, weil man sie nach den jährlichen Überschwemmungen nicht reinigte. Doch sie war genau richtig um sich mit "pater" Sanro zu treffen. Der verhüllte Geistliche wartete bereits auf ihm. Zwei Mädchen waren noch in der Gasse, doch Enzio schenkte ihnen vorerst keine Beachtung. Stattdessen kniete er sich vor die verhüllte Gestalt.
"Santi Sanro.", murmelte der Ratsherrensohn dabei und küsste den Ring, mit dem roten Rubin, der ihm entgegengestreckt wurde. "Ich weiß es zu schätzen, dass sie persönlich gekommen sind."
"Steh' auf Enzio.", wies ihn die Frauenstimme mit einem Grinsen an. Enzio erhob sich und suchte den Blick der älteren Frau, welche unter ihrer Kapuze kaum zu deuten war. "Du bist älter geworden."
"Die Zeit geht auch an mir nicht vorüber.", entgegnete der Südländer und fuhr sich einmal durch die Haare um sie einigermaßen zu ordnen. "Haben Sie, was ich brauche?"
"Sonst wäre ich wohl kaum hier, bello.", warf die Italienerin ein und holte einen festlich verzierten Umschlag hervor. "Das ist deine einzige Chance. Eine zweite Gelegenheit gibt es nicht."

Mella hatte die zwei Leute, welche die Gasse betreten hatten nicht weiter beachtet, doch als sie plötzlich Enzio's Stimme vernahm, huschte ihr Kopf nach oben und die grünen Augen hefteten sich auf den Rücken des Italieners. Er hatte sie nicht einmal bemerkt, kein bisschen. Was auch immer er da also nun veranstaltete schien ja unglaublich wichtig zu sein. Ihre ohnehin schon miserable Laune sank nur noch weiter und die Deutsche biss sich auf die Lippen um keinen Ton von sich zu geben. Stattdessen beschrenkte sie sich darauf ihren Verlobten weiterhin einfach nur anzustarren. Vermutlich würde er gleich wieder gehen und sie genauso wenig beachten wie vorher. Einerseits war ihr das Recht, würde er so zumindest ihre Verletzungen nicht sehen, andererseits würde sie das auch wieder verletzen - aber wen interessierte das schon..

"Ich weiß.", entgegnete Enzio, während er leicht verwirrt wahrnahm, dass seine Gegenüber abgelenkt war.
"Das Mädchen dort hinten starrt dich die ganze Zeit an.", bemerkte die Verhüllte mit einem Kopfnicken an seiner Schulter vorbei. Enzio folgte ihrem Blick und spannte sich augenblicklich an, als er Mellas anklagenden Augen begegnete.
"Sonst noch etwas?", murmelte er an seine Informantin gewandt, während er den Umschlag einsteckte und sein blick weiterhin auf Mella ruhte.
"No. Pass nur auf dich auf. Sie verstehen keinen Spaß.", riet ihm die Italienerin, ehe sie ihren Posten veließ und um die nächstbeste Ecke verschwand. Enzio war inzwischen dazu übergegangen Mella und ihre Begleitung, welche sich als Tonks heruasstellte, zu mustern. Beide sahen nicht wirklich gesund aus,d doch witzigerweise hatte er das auch gar nicht erwarten. Sie waren Meister darin sich in Schwierigkeiten zu bringen.
"Buongiorno.", sprach der Ratsherrensohn schließlich und trat auf Mella zu, während er Tonks ein Lächeln schenkte. "Euer Anblick hübscht die Gasse nicht unbedingt auf. Was habt ihr angestellt?"

Achwas, man wurde also doch beachtet. Mella unterdrückte ein verärgertes Zucken ihrer Mundwinkel und lehnte sich lediglich gegen die kühle Hauswand, während sie Enzio weiterhin musterte. "Ich habe keine Tränke mehr", bemerkte Melanie schulterzuckend und kurz huschte ihr Blick zu Tonks die ziemlich abwesend zu sein schien. "Und ich denke, sie auch nicht" Kurz huschten ihre Augen noch zum Ende der Gasse, an dem Enzio's vorhergehende Gesprächspartnerin verschwunden war, ehe die grünen Augen zurück zur Gestalt des Italieners huschten.

"Wieso sagt ihr nichts? Seit wann bist du überhaupt entlassen worden?", brauste Enzio auf. Der Italiener hatte heute ziemlich wenig geschlafen und hatte dementsprechend wenig Selbstbeherrschung sein Temperament zu zügeln. In den letzten Wochen, in denen er nur unter Seinesgleichen gewesen war, hatte sich sein Akzent beim Englischsprechen wieder verstärkt. Er musste in diesem Moment ungewöhnlich fremd auf seine beiden Freundinnen wirken. "Wieso habt ihr nichts gesagt? Ihr seid doch sonst nicht auf den Mund gefallen." Sie waren so leichtsinnig. Alle beide.

"Sonntag vor zwei Wochen. Schön, dass du es so früh bemerkt hast", gab Melanie trocken zurück und eine Augenbraue huschte in die Höhe. "Warum ich nichts gesagt habe?? Vielleicht weil ich davon ausgegangen bin, dass es dich sowieso nicht interessiert, weil du ja so viel wichtigeres zu tun hast" Damit verschrenkte die Deutsche die Arme vor der Brust und wandte ihren Blick ab. "Immerhin hast du ja bis vor ca. 20 Sekunden auch kaum einen Gedanken daran verschwendet" Eigentlich wollte Melanie den Italiener nicht so anmachen, wusste das es nicht richtig war, aber sie konnte gar nicht anders. Nicht wenn er sie gleich so dumm anmotzte.

Enzio wäre bei Mellas Tonfall am liebsten wieder gegangen, doch er blieb und hörte ihr stattdessen zu, während er versuchte sich zu beruhigen. Es sah ihr so ähnlich ihm Dinge zu unterstellen, welche sie nur vermuten konnte. Sie tat das ständig und vermutlich war dies ein Mitgrund dafür, dass sie sich ständig stritten. Als seine Verlobte geendet hatte, seufzte Enzio nur.
"Wenn du meinst, dann ist das wohl so.", erklärte er lediglich und abermals huschte sein Blick kurz zu Tonks. Er konnte die beiden nicht so hier lassen. sie mussten behandelt werden. "Kommt mit, ich kann euch helfen."

Melanie wäre am Liebsten aufgestanden und gegangen. Erst wurde sie angemotzt und nur weil sie das nicht auf sich sitzen ließ, wurde sie gleich wieder behandelt, wie als ob sie die Zicke in Person wäre. Aber vielleicht war die Deutsche das ja auch und merkte es bloß nicht. Vielleicht war sie ja wirklich so schrecklich und deswegen konnte niemand sie leiden. Ja, das klang vernünftigt. Die Haltung der Dunkelhaarigen sackte ziemlich in sich ein, während sie sich aufrichtete und den Boden anstarrte. "Mädchen was machst du auch bitte hier? Wärst du einfach daheim geblieben"

Die Gryffindor hatte die ganze Zeit keinen Ton von sich gegeben. Sie wollte sich da nicht mehr einmischen, sollten sie sich doch die Haare vom Kopf reißen, es war egal was sie machte, es war alles falsch, also hielt sie sich lieber raus, auch wenn ihr bewusst war, dass sie damit vielleicht alle beide auf sich hetzen würde. In dem Moment hatte sie jedoch andere Sorgen. Melanie hatte von Anfang an keine gute Laune gehabt, sie hat ihr nichtmal ein kleines Lächeln geschenkt. Gar nichts. Irgendetwas lief hier gewaltig schief. Erst jetzt entscheid sie sich dazu, den Italiener auch zu begrüßen. "Hey Enzio", waren die kargen Worte die über ihre Lippen huschten. Sie hatte zwischendurch genickt, als Mella meinte, dass sie beide wohl keine Tränke mehr hatten, dabei musste man sagen, dass die Löwin diese Nacht wirklich glimpflich davon gekommen war. "Wie geht es dir denn?", fragte sie, als ihr aufgefallen war, dass es die ehemalige Slytherin neben ihr nicht getan hat. Sie hat ihn direkt angefahren... Vielleicht hatte er das verdient, seit den letzten drei Wochen hat sie schließlich nichts mehr mitbekommen. "Warum ich nichts gesagt habe? Wie denn? Ich kann nicht selbst apparieren und das Zettel versenden klappt auch nicht immer. Ich habe gestern endlich jemanden gefunden, der mich nach Italien bringen kann, jedoch habe ich meinen Orientierungssinn wohl in England gelassen. Ich habe die Nacht über hier in der Gasse verbracht, weil ich deinen Wohnsitz nicht gefunden habe", damit endete sie erstmal und ihr Blick huschte etwas unsicher zu ihrer Freundin. Sie schien sauer auf sie zu sein, bei Gelegenheit würde sie sie zur Rede stellen!

Erleichtert warf Enzio Tonks einen dankbaren Blick zu, auch wenn ihm ihr anklagender Tonfall nicht entging.
"Mir geht es...den Umständen entsprechend.", sprach er mit einem Blick auf seine Verlobte. Da Mella sowieso nur darauf bedacht war, ihn feindselig anzustarren, wandte er sich einfach an die Gryffindor.
"Es tut mir Leid, dass ich nicht nach dir sehen konnte. Du hättest eine Eule schicken können, aber jetzt ist es wohl zu spät.", erklärte er leicht schuldbewusst, ehe er mit einem Lächeln hinzufügte: "Ich besorge dir heute Tränke und wenn du willst kann ich dich zu einem Heiler bringen."

Melanie schaute zwischen Enzio und ihrer besten Freundin hin und her und beschloss einfach zu schweigen. Abgesehen davon, dass sie schlecht was sagen konnte, würde man ihr das bestimmt auch wieder übel nehmen. Natürlich war da immernoch die Variante, das sie gehen könnte, aber das würde ihr ja auch wieder nur Ärger einbringen. Der plötzliche Wutanfall vor ein paar Sekunden verschwand innerhalb weniger Sekunden und in Melanie machte sich Resignation breit.
Seit einer Woche passierte der Deutschen das jetzt immer wieder - diese plötzlichen Stimmungsschwankungen - und das hatte sicherlich nichts mit ihren Hormonen zu tun.

Es war seltsam dass sich der Verlobte ihrer besten Freundin eher an die Löwin wand, als an die ehemalige Slytherin, dass ließ in ihr direkt ein leichtes, schlechtes Gewissen entstehen. Für einen Moment schaute sie zu ihrer Freundin, dann wand sie sich wieder an den Italiener und schenkte ihm ein Lächeln. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich kenne dich mittlerweile gut genug, dass ich weiß, dass du vorbeischaust, wenn du genügend Zeit hast. Außerdem bist du zu nichts verpflichtet", erklärte sie ihm und tadelte ihn mit ihren Blicken. Er sollte sich nicht für so eine Kleinigkeit entschuldigen, immerhin war er mit Mella verheiratet und nicht mit ihr. Er musste sich nicht bei ihr melden. "Ich hatte übrigens zu Hause keine Eule und mein Falke ist auch spurlos verschwunden, hat sich wahrscheinlich wieder in einen Kelch zurückverwandelt", murmelte sie und musste kurz lächeln. Es war schön den Gedanken an früher nachzuhängen. Das waren alles so unbeschwerte Tage gewesen, an denen sie einfach Spaß hatten. "Ja, neue Tränke wären wohl nicht schlecht und ich glaube nicht, dass irgendein Heiler etwas machen kann. Ist Romanov denn wieder da?"

"No. Er ist immer noch in Russland, aber dafür habe ich das hier.", antwortete Enzio und zog den verzierten Umschlag, den er eben von seiner Informantin bekommen hatte, aus seinem Umhang hervor. "Unsere Eintrittskarte auf die Party. Wir geben uns als Botschafter des Vatikans aus. Jemand anderen würden sie gar nicht erst in die Nähe des Anwesens lassen.", bemerkte er mit einem Zwinkern. "Wenn du dich also fit genug fühlst....Pater de Cortez braucht noch eine Begleitung." Wenn er etwas in seiner gemeinsamen Zeit mit der Gryffindor gelernt hatte, dann das, dass sie sich leicht ablenken ließ. Und vielleicht würde dieser kleine Ausflug ihr helfen, an etwas anderes zu denken als an den Mann in ihren Albträumen. Ihre geschwollene Wange jedoch würde auffallen. Sie war leicht gerötet und sah ungesund aus. Es musste ein fester Schlag gewesen sein. Unwillkürlich streckte der Italiener seine Hand aus und fuhr vorsichtig über die gespannte Haut der Gryffindor. "Ich kenne einen Heiler, der das richten kann."

Ihre Augen waren auf den kleinen Umschlag in der Hand des Italiener gerichtet und sie nickte mit einem Grinsen auf den Lippen. Es hatte also so geklappt, wie sie sich das vorgstellt hatten. "Hier sitzt ihre Begleitung, Pater", sagte sie grinsend und ignorierte das Ziehen das durch ihre Wange jagte. "Wann geht es los?", fragte sie neugierig und hoffte inständig, dass ihr das keinen Streit mit ihrer Freundin einbringen würde. Sie hatte sich dazu entschieden Romanov zu helfen, es zumindest zu versuchen, und Enzio zu begleiten, davon würde man sie nicht mehr abbringen können. Wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, dann zog sie das normalerweise auch durch. Als der Italiener seine Hand nach ihrer Wange ausstreckte, biss sie sich kurz auf die Lippe. Es war alles andere als angenehm, wenn man die geschwollene Haut berührte, doch sie ließ ihn gewähren und ihre Augen fingen an zu funkeln, als er meinte, er würde einen Heiler kennen, der das beheben könnte. Wenn das wirklich so war, dann wären sie schonmal einen Schritt weiter, als noch vor einigen Stunden. "Wo und wer ist dieser Heiler?"

"Er ist ein ganz normaler und offizieller Heiler. Er ist zwar nicht so gut wie Romanov, aber für deine Verletzungen dürfe es reichen. Er hat in den letzten Monaten versucht die Salbe von Romanov zu vervielfältigen und jetzt wird es Zeit herauszufinden, ob es funktioniert.", erklärte er und warf einen Blick auf Melanie, welche bisher geschwiegen hatte. "Er wird sich auch deine Verletzungen ansehen. Hast du noch einen Tropfen von dem Trank, den dir Alessandro verschafft hat? Vielleicht können wir ihn auch vervielfältigen.", schlug er vor während er nach Tonks Hand griff um ihr aufzuhelfen. "Aber erst einmal solltet ihr etwas Trockenes anziehen."

Dankend nahm sie die Hand des ehemaligen Slytherins und zog sich hoch, hielt sich aber noch einen Moment länger an ihm fest, sonst wäre sie wahrscheinlich wieder auf die Bank gekippt. "Ich habe keine Sachen dabei", murmelte sie leise und wenn sie ehrlich war, hatte sie auch keine Lust, jetzt wieder nach England zu reisen und dann wieder hier her, dann würde sie eben in den nassen Klamotten bleiben, auch egal. Obwohl sie so das Risiko erhöhen würde, krank zu werden... "Wann ist denn das Bankett?", fragte sie abermals und wartete eigentlich nur noch darauf, dass ihre beste Freundin auch aufstand. Sie konnte einige Blicke von ihr einfangen und ehrlich gesagt waren sie nicht grade beruhigend - ganz im Gegenteil. Irgendetwas schien sie gewaltig zu stören.

"Dieses Wochenende.", erklärte Enzio während er Tonks weiterhin fest hielt damit sie nicht umkippte. Ihr Kreislauf schien sich noch nicht so gut erholt zu haben. "Wir haben also noch etwas Zeit." Damit huschte sein Blick wieder zu Mella, doch diese schien ihn nicht wieter zu beachten. Es war schwierig, unglaublich schwierig, mit ihr momentan umzugehen, da er keine Ahnung hatte, wie er dies anstellen sollte. Sie war sauer und wütend auf ihn und Enzio tat sich schwer mit ihrer anklagenden Art umzugehen.

Da hatten sie ja wirklich noch etwas Zeit, in dieser Zeit konnte sie zum Beispiel noch versuchen, mit Mella zu reden und die Uneinigkeiten wieder aus der Welt zu schaffen. In der Hoffnung, dass diese auch mit sich reden lassen würde, huschte ihr Blick einen Moment zu ihr. "Ich muss doch da bestimmt ein Kleind anziehen und ein hübsches noch dazu, oder?", fragte sie nach, auch wenn es beinahe klar war. Sie würde sich wohl auch noch auf Shoppingtour begeben müssen, denn etwas für so einen Anlass hatte sie nicht im Schrank. Warum auch? "Hat der Heiler heute Zeit?", ihre Gedanken sprangen heute total umher und sie konnte nicht wirklich lange bei einem verweilen. Sie dachte heute echt durcheinander.

"Ich glaube, ich gehe besser", murmelte die Dunkelhaarige leise und biss sich auf die Unterlippe. "Ich weiß sowieso nicht, worum es geht" Damit schaute die ehemalige Slytherin kurz auf und ihre grünen Augen huschten von Enzio zu Tonks und wieder zurück zu ihrem Verlobten. "Lass dir helfen, Tonks", bemerkte Mella dann und brachte ein schwaches Lächeln zustande. "Ciao ihr zwei"

"Du wirst dich als Non...", setzte Enzio an, unterbrach jedoch sich selbst, als Melanie sich zu Wort meldete. "Mella!", warf er ein und setzte der ehemaligen Slytherin nach um nach ihrem Handgelenk zu greifen. "Du brauchst Hilfe. Du solltest mit uns zum Heiler kommen.", erklärte er ernst und musterte seine Verlobte erneut. Sie sah furchtbar aus.

"Ich war schon bei einem Heiler", bemerkte die Slytherin resignierend und bemerkte dabei dass die Haut unter dem Schal zu jucken begann. "Er konnte nicht helfen" Diesmal unterdrückte die Slytherin ein Schulterzucken, sondern schaute nur nachdenklich zu ihrem Verlobten auf. Die Tage alleine waren vielleicht doch nicht so gut gewesen.