Venedig - In den engen Gassen

"Das bedeutet nicht, dass es andere nicht können.", beharrte Enzio und ließ nicht locker. Melanie wollte hier weg, das verstand er, aber das tat sie nur weil er hier war und sie sich unwohl fühlte. "Sei doch nicht so töricht. Dir geht es nicht gut und du musst dich ausruhen. Was machst du überhaupt hier in Venedig?"

"Ich...weiß nicht. Ich hatte Angst wieder alleine zu sein und bin einfach appariert..." Sie warf Enzio einen kurzen unsicheren Blick zu. "Ich bin dann ziemlich unsanft vor eurer Haustür gelandet" In der Tat hingen ihre Gedanken ständig nur bei dem Italiener und so war es passiert das sie sich vor dessen Haustüre wiedergefunden hatte und sich dann allerdings schnellstmöglich daran gemacht hatte daraus zu verschwinden. Kurz darauf hatte die ehemalige Slytherin dann aber auch schon Tonks getroffen.

Enzio unterdrückte ein seufzen und signalisierte Tonks mit einem Kopfnicken ihm zu folgen ehe er sich auf den Weg zum Heiler seines Vaters machte. Melanie hatte er einfach sanft am Arm gepackt und zog sie einfach mit sich. Dabei warf er einen kurzen Blick auf die Uhr. Er würde zu spät kommen. Das war ihm in den ganzen letzten Wochen nicht passiert.
"Fängt gut an.", kommentierte der Venezianer bitter. Sein Vater würde die Wände hoch gehen, wenn er den Grund für seine Verspätung erfuhr.

"Das muss nicht sein Enzio, wirklich nicht", bemerkte Melanie leise und ein wenig widerwillig, auch wenn sie schon wieder einige Nuancen blasser geworden war. Bittend schaute sie ihren Verlobten an, welcher scheinbar nicht vorhatte sie loszulassen. "Bitte!"

Enzio blieb stehen und sah Mella forschend an, jedoch ohne sie loszulassen.
"Gerade vorhin hast du dich noch beschwert, dass ich nicht für dich da bin. Jetzt bin ich für dich da und du beschwerst dich auch. Manchmal weiß ich bei dir weder vor noch zurück.", bemerkte er bitter. "Du siehst schrecklich aus und du brauchst Hilfe. Ich kann dir diese Hilfe erbringen, wenn du mich nur lässt. Also wo ist das Problem?"

"Nachdem ich letztes Mal die Verletzungen hatte heilen wollen, wurde es schlimmer...", bemerkte Melanie leise und Furcht blitzte in ihren grünen Augen auf. "Es war nur ein Schnitt in der Wange, den ich geheilt hatte, als mein Körper mir plötzlich nicht mehr gehorcht hat und...und..." Mella biss sich nervös auf die Lippe. "und...ich versucht habe mich aufzuhängen" Ein schwaches Zittern erfasste den Körper der jungen Deutschen. "Seitdem habe ich Angst alleine zu sein und...und heile die Verletzungen nicht mehr..." Die Dunkelhaarige hatte ihre Augen während dem Reden zu Boden gewandt und versuchte die kleinen Tränen aus den Augen wegzublinzeln.

Enzio wurde leicht blass, als er Mellas Erzählung lauschte. Die Verzweiflung in der Stimme der Deutschen war nicht zu überhören und sie war es auch, welche den Italiener nun dazu veranlasste die ehemalige Slytherin in den Arm zu nehmen.
"Wir sind vorsichtig und wenn du willst, können wir jemanden zu deinen Schutz abstellen.", erklärte er leise, während er durch Mellas Haare strich. "Wo ist Alessandro? Du brauchst neue Tränke und zwar dringend."

"Ich...ich weiß nicht. Was wenn ich den dann auch verletze?" Unwillkürlich drückte die Deutsche sich näher an Enzio und wurde sihc bewusst, wie sehr ihm seine Nähe gefehlt hatte. "Ich finde ihn nicht. Keine Ahnung wo er ist" In der Tat hatte die Deutsche keine Ahnung wo Alessandro war, gesucht hatte sie ihn aber auch nicht, hatte ihn nicht sehen wollen.

"Das wirst du nicht.", antwortete Enzio entschlossen. "Und ich schicke dir keinen Anfänger. Er wird sich zu wehren wissen ohne dir großartig weh zu tun. So lange bis wir neue Tränke für dich haben ist das wohl das Beste.", erklärte der Italiener weiter und warf einen kurzen Blick zu Tonks, während er sich bewusst wurde, wie sich Mella an ihn drückte. Es war ungewohnt, aber nicht vergessen. "Auf jeden Fall solltest du jetzt nicht alleine sein."

"Grazie signore", flüsterte Mella leise, während sie ihr Gesicht an seiner Brust vergrub. Durch die lange Zeit bei Alessandro und in den letzten Wochen und ihrer neu dazugewonnen freien Zeit hatte Melanie sich dem Erlenen von Enzio's Muttersprache gewidmet und beherrschte diese nun einigermaßen. Zumindest so die Grundlagen und die Aussprache, aber die Tochter des ehemaligen deutschen Ministers war sprachlich sowieso schon immer begabt gewesen.
Das Enzio ihre Nähe vielleicht unangenehm sein könnte fiel der Deutschen im gleichen Moment aber auch noch ein, so dass sie sich ganz schnell wieder von ihm löste und ziemlich kleinlaut vor sich hin stotterte: "Ich..ähm...tut mir leid... ehrlich...scusa" Dabei biss sich die Dunkelhaarige unsicher auf die Unterlippe und traute sich nicht ihn anzuschauen.