Venedig - Bei Amicis

Rückblick

Enzio hatte Melanie zu Amicis Pizzeria ausgeführt. Der langjährige Freund der Familie hatte die beiden überschwänglich begrüßt und ihnen einen Tisch im großen Innenhof in der Nähe des riesigen Baumes bereitgestellt. Während der Sohn des obersten Ratsherrn nun die Karte studierte, die er ohnehin auswendig kannte, versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Weshalb hatte er Melanie zum Essen eingeladen? Vermutlich weil er sich erhoffte, dass sie sich dann nicht streiten würden. Sie waren irgendwie in einen Trott geraten, welcher nur noch aus Misstrauen und Streitereien bestand und vielleicht konnte er diesen mit einem Abendessen durchbrechen. Enzio hatte nicht vor Mella für das was sie getan hatte je zu verzeihen, aber das hieß nicht, dass sie aus seinem Leben treten musste. Immerhin verband sie doch recht vieles und die Sorgen, die sich der Italiener ständig um die ehemalige Slytherin machte, sprachen für sich.
"Hast du schon gewählt?", unterbrach Enzio nun die kurzzeitig eingetretene Stille und blickte von seiner Karte auf. Immer wenn er hier war, musste er an sein Abendessen mit Ceene denken. Die Slytherin hatte sich damals von zu Hause fort geschlichen um bei ihm sein zu können. Jessica hatte ihr dabei geholfen ihren Bruder zu täuschen. Jetzt waren beide verschwunden. Seit Wochen schon kamen die Falken mit Enzios ungeöffneten Briefen zurück und auch das Landgut der Feys schien verlassen zu sein. Selbst die Aethons waren nicht in ihren Ställen. Doch man hatte ihm keinen Hinweis hinterlassen. Keine Nachricht hatte es für den Ratsherrensohn gegeben. Nichts. Und so suchte Enzio eine Nadel im Heuhaufen und das war mehr als nur frustrierend.

Er war also tatsächlich mit ihr Essen gegangen. Die Deutsche wusste zwar nicht so recht, womit sie das verdient hatte, aber sie nahm es hin, freute sich sogar irgendwo darüber. In letzter Zeit schien wirklich nichts mehr so zu laufen wie es sollte und das Melanie sich dafür die Schuld gab, machte es zumindest für sie selbst noch schlimmer, aber jetzt hatte die ehemalige slytherin sich vorgenommen auf den Rat ihrer besten Freundin zu hören. So saß sie jetzt also hier und ihre Augen huschten über die Speisekarte. Alles was dort verzeichnet stand, erschien ihr ziemlich viel zu sein, hatte die Todesserin sich doch angewöhnt, nicht viel zu essen. Dennoch entschied sie sich nun also sich eine Salamipizza zu bestellen. Das war zwar nichts Besonderes, aber egal. Als Enzio dann die enstandene Stille unterbrach, hob die Deutsche ihren Blick und nickte leicht. "Ich glaube schon, ja", bemerkte sie dann noch und legte wie zur Bestätigung die Karte beiseite.

"Bene.", erwiderte Enzio und winkte Amicis heran. Die beiden bestellten. Melanie eine Salamipizza und Enzio Lasagne. Amici tippte alles in sein hochmodernes Gerät ein, auf das er richtig stolz war, und eilte wieder davon. Der Sohn des obersten Ratsherr blickte dem kleineren Italiener nach, ehe dieser in der Küche verschwand, und wandte sich anschließend wieder an seine Begleitung. Melanie trug ein weißes Kleid und ihre Haare waren hochgesteckt. Man konnte die Kette und das Amulett um ihren Hals sehen, von dem er selbst das Gegenstück besaß. Ein Lächeln schlich sich auf die Züge des Venezianers.
"Du siehst toll aus.", bemerkte er ehrlich, während ein Kellner kam und ihnen die Getränke, welche sie schon bei ihrer Ankunft bestellt hatten, reichte.

Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen der ehemaligen Slytherin. "Dankeschön", bemerkte sie dann ein wenig zurückhaltend. Es schien schon Ewigkeiten her, dass jemand ihr ein Kompliment gemacht hatte, Alessandro mal nicht mit eingerechnet, und irgendwie war Mella sowas nicht mehr gewöhnt, hatte sich wohl doch ein wenig zur Einzelgängerin entwickelt.

Ihre Verlegenheit war ungewohnt, erinnerte Enzio jedoch an ihre Anfangszeit in Hogwarts und an das Mädchen, welches er im Pokalzimmer getroffen hatte. Es gab in diesem Moment viele Fragen, die der Sohn des obersten Ratsherrn hätte stellen können, doch keine schien ihm passend. Er hatte, als er seine Einladung ausgesprochen hatte, mehr oder minder dafür garantiert, dass sie sich nicht mit Politik beschäftigen würden. Demnach war jede Frage nach Nicolei und den weiteren Plänen mit diesem Bastard hinfällig. Dasselbe galt für Enzios Arbeit im Rat und so wurde der Themenbereich unmerklich eingeschränkt.
"Als ich mit meiner Familie das erste Mal hier war...", begann der Venezianer deswegen zu erzählen. "...habe ich fast das halbe Lokal angezündet. Wir saßen dort drüben.", erklärte Enzio und deutete auf einen Tisch einige Meter von ihnen entfernt. "und ich hatte es irgendwie geschafft den Zauberstab meines Vaters in die Hände zu bekommen. Ich war vielleicht vier oder fünf Jahre alt. Ich weiß noch, dass ich niesen musste und plötzlich hatte die Tischdecke gebrannt."

Melanie kam nicht umhin, dass ihre Mundwinkel bei seiner Erzählung amüsiert zuckten und sie kurz darauf ein leises, aber ehrliches, Lachen vernehmen ließ. Melanie mochte es von Enzio's Kindheit zu hören und davon, was für Blödsinn er immer angestellt hatte. Sie stellte sich dann immer vor, wie das gewesen sein musste eine unbeschwerte Kindheit zu haben und irgendwo war das schön sich das so vorzustellen. Vielleicht war es gerade diese Vorstellung Enzio als kleines Kind ein Restaurant anzünden zu sehen, die nun ein warmes Lächeln auf ihre Lippen zauberte.

"Amici hat einen halben Herzinfarkt bekommen und wir hatten einige Mühe das Feuer wieder zu löschen.", erzählte der Ratsherrensohn weiter. "Bei meinen nachfolgenden Besuchen war er dann immer recht misstrauisch und hatte immer so unauffällig wie möglich einen großen Wassereimer neben unserem Tisch stehen."
"Und das war auch richtig so.", mischte sich Amici ein, der ihnen ihr Essen brachte. Sie müssen wissen, signora, jedes Mal wenn signore de Cortez zu Besuch war, hat er irgendetwas kaputt gemacht.", bemerkte Amici schmunzelnd und stellte die Pizza vor Melanie ab. "Teilweise habe ich über ein Hausverbot nachgedacht."
"Hast du nicht.", warf Enzio lachend ein und nahm seinen Teller dankend entgegen. "Ohne uns wärst du doch ohne Kundschaft geblieben....au!" Der Venezianer griff sich an den Hinterkopf, der gerade von Amici mit einem schnellen Schlag bedacht wurde.
"Immer noch keine Manieren. Signora Sie haben viel Arbeit vor sich.", erklärte Amici amüsiert und wünschte ihnen noch einen guten Appetit, ehe er sich den anderen Gästen zuwandte.

Melanie bedachte die sich bietende Diskussion mit einem Grinsen und nahm währenddessen dankend ihren Teller mit der Pizza entgegen. Bei der Bemerkung des Italieners, dass sie noch viel Arbeit vor sich hätte lachte sie ein weiteres Mal amüsiert auf. Enzio hatte vermutlich um einiges mehr an Manieren als sie, aber das musste ja niemand wissen. Stattdessen begann ihr Gehirn jetzt angestrengt darüber nachzudenken, was sie denn sagen könnte ohne sihc zum Idioten zu machen und andererseits nicht mehr einfach nur dämlich grinsend da zu sitzen. Da ihr aber wirklich nichts intelligentes einfiel, vielleicht sollte sie sich mal wieder in sowas üben, beschrenkte sie sich darauf Enzio einen guten Apettit zu wünschen.

Enzio grinste und machte sich daran seine Lasagne zu vertilgen. Amici war einer der besten Köche in ganz Venedig. Zwar kochte er nun größtenteils nicht mehr selbst, doch er hatte sein Personal äußerst gut geschult. Es war immer wieder ein Genuss hier zu essen und niemand konnte diesem Restaurant das Wasser reichen - zumindest war das die Meinung des Ratsherrensohnes.
"Das Essen schmeckt hier nur so gut, weil ich damals fast das Restaurant abgebrannt hätte.", bemerkte Enzio zwischen zwei Bissen. "Wir haben Amici einen neuen Pizzaofen kaufen müssen und seitdem schmecken seine Speisen irgendwie einzigartig."

Alessandro war nicht gerne in Venedig und schon gar nicht in diesem Restaurant. Doch sein Geschäftspartner, ein Händler aus eben dieser Stadt, hatte darauf bestanden bei Amicis zu essen und Alessandro konnte diesen Wunsch wohl kaum abschlagen. Immerhin wollte er noch ein Geschäft aushandeln und dieses versprach äußerst lukrativ zu werden. Er sah also keinen Sinn darin sich um das Restaurant zu streiten. Als der Florentiner nun jedoch den Innenhof betrat und seinen Blick durch die Runde schweifen ließ, wünschte er sich, er hätte doch um das Restaurant gestritten. Melanie war hier und was noch schlimmer war: sie war hier mit Enzio. Ein unverständliches Brummen verließ die Kehle des Händlers während er seinem Geschäftspartner folgte und wenige Meter hinter Enzio Platz nahm, aber so, dass er Mella direkt ansehen konnte.
Herrlich

"Na dann", bemerkte sie amüsiert und musste aber bestätigen, dass das Essen hier wirklich gut war. Noch immer ruhte das ehrliche Lächeln auf ihren Lippen. "Aber es schmeckt wirklich gut", bemerkte sie dann noch, während sie ihre Cola zur Hand nahm und einen Schluck trank. Der Abend war dabei der schönste seit langem zu werden und die Deutsche achtete gar nicht auf die anderen Gäste, so dass ihr der Florentiner, welcher sich gerade am Tisch hinter Enzio niederließ, gar nicht auffiel.

"Es freut mich, dass es dir schmeckt.", bemerkte Enzio ehrlich und trank einen Schluck von seinem Mineralwasser. "Immerhin scheinst du ziemlich abgenommen zu haben." Ein leiser Vorwurf klang in der Stimme des Italieners mit, doch das sanfte Lächeln auf den Lippen zeugte davon, dass er sie nicht verstimmen wollte. Aber es war eben kaum zu übersehen, dass die Deutsche ziemlich abgemagert war - etwas, was man ihr in ihrer Situation kaum verübeln konnte.

Alessandro setzte sich ohne seinen Blick von Melanie abzuwenden. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben oder ihn nicht bemerken zu wollen. Der Florentiner knirschte mit den Zähnen. Was tat die Deutsche hier? Hier mit Enzio? Sie konnte doch wohl nicht im Ernst noch immer an der Verlobung festhalten wollen. Der eingebildete Ratsherrensohn würde ihr nie verzeihen und sie immer nur als Zweitklassig ansehen. Er hingegen gab Melanie das, was sie verdiente: die volle Aufmerksamkeit. Dass die Deutsche nun trotzdem mit Enzio essen war, ärgerte ihn nun ungemein, auch wenn er es nie zugeben würde. Sein Geschäftspartner war indessen in die Speisekarte vertieft, was für Alessandro die perfekte Gelegenheit war, auf sich aufmerksam zu machen. So unauffällig wie möglich zog der Florentiner seinen Stift aus der Jackentasche und beschrieb damit seine Serviette mit nur einem einzigen Wort.
"bella"
Als der Kellner wieder kam um ihre Bestellung aufzunehmen, bat Alessandro ihn einfach die Nachricht Melanie zu überbringen, was dieser mit einem Nicken bestätigte.

"Ja", bemerkte Mella und verzog leicht das Gesicht. "Ich hatte mihc nie wirklich dazu überwinden können, groß etwas zu essen" Damit zuckte sie leicht mit den Schultern und tat es somit als nicht weiter wichtig ab. Gerade als sie sich ein weiteres Stück Pizza in den Mund schob, kam ein Kellner und reichte ihr eine Serviette. Irritiert runzelte Melanie die Stirn, wärend der Kellner kurz nickte und sich dann wieder entfernte. Melanie hatte indess einen Blick auf die Serviette geworfen und konnte sich somit sparen nach dem Absender zu schauen. "So viel zum Thema, weit ab von florentienischen Händer", kommentierte Mella stumm, nickte dem Kellner dankend zu und legte das weiße Tuch beiseite. "Danke", sagte sie dann in Richtung Enzio, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. "Dafür, dass du mich eingeladen hast", erklärte die Todesserin dann auf seinen irritierten Blick hin.

Enzio nahm irritiert wahr, wie der Kellner Melanie noch eine Serviette reichte, obwohl sie doch bereits eine hatte. Erlaubte sich Amici einen Scherz mit ihnen? Offenbar, denn Mella schien nicht wieter verwundert zu sein, sondern setzte ihr Gespräch ganz normal fort.
"Ich dachte, es würde dir gut tun. Es ist nicht immer vorteilhaft sich den ganzen Tag lang mit dem Ernst des Lebens zu beschäftigen. Glaub' mir. Ich weiß, wovon ich rede.", erklärte der Italiener mit einem Lächeln. In der Tat hatte er in den letzten Wochen festgestellt, dass man sich immer ein paar Stunden frei nehmen musste um einfach für sich selbst etwas Gutes zu tun. Ansonsten würde man früher oder später unter der Last des Lebens zusammenbrechen.

Alessandro rümpfte kaum merklich die Nase, als Melanie nicht auf seine Botschaft reagierte. Offenbar hatte sie nicht vor, ihn zu beachten, und das war etwas, was der florentinische Händler ganz und gar nicht gewohnt war. Er würde sich von Melanie nicht ignorieren lassen, nur weil sie gerade versuchte Enzio rumzukriegen. Im Gegenteil. Er würde ihr den Abend genüsslich versauen, wenn es sein musste. Sein Geschäftspartner redete inzwischen auf ihn ein, was es ziemlich schwierig machte, sich noch auf Mella zu konzentrieren. Also beschloss Alessandro sich zuerst um seinen Kunden zu kümmern und sich währenddessen etwas einfallen zu lassen. Es dauerte auch nicht lange, da war der Kellner bereits unterwegs und brachte der Deutschen eine weitere Botschaft.
"Spaziergang? Heute? Mitternacht?"

Melanie wollte gerade etwas erwidern, als der Kellner erneut kam und eine Serviette brachte. "Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen, aber hätten Sie die Güte, dass zu unterlassen?", bat die Deutsche leicht genervt und warf dem Kellner einen bittenden Blick zu. Dieser nickte sichtlich irritiert und entfernte sich wieder, während Melanie die Serviette erneut beiseite legte, nicht ohne vorher einen Blick darauf zu werfen. "Enzio?", fragte sie dann, nachdem sie seine Worte mit einem bestätigenden Nicken und einem Lächeln kommentiert hatte. "Hättest du etwas dagegen, wenn wir nachher noch ein bisschen spazieren gehen. Mir erscheint es viel zu lange, als ich das letzte Mal hier gewesen bin", bat sie dann mit einem bittenden Ausdruck in ihren grünen Augen. Alessandro weiterhin geflissentlich ignorierend.

"Gerne.", antwortete der Sohn des obersten Ratsherrn und legte sein Besteck auf seinen leeren Teller. Es hatte wie immer vorzüglich geschmeckt und Enzio war mehr als zufrieden mit dem Essen gewesen. "Möchtest du noch eine Nachspeise?", schlug der Venezianer vor, hatte Melanie doch ebenfalls fast alles aufgegessen. Der kleine Ausflug in das Restaurant hier, schien ihr gut zu tun, selbst wenn Amicis Kellner sich heute mehr als nur seltsam benahm. Vielleicht sollte er den Besitzer des Restaurants bei Gelegenheit darauf aufmerksam machen.

Alessandros Miene wurde eisern, als Melanie ihn weiterhin nicht beachtete. Was bildete sich diese Schnepfe überhaupt ein? Dass man ihn getrost ignorieren konnte? Er schnaubte verächtlich, was ihm einen irritierten Blick seitens seines Geschäftspartners einbrachte. Melanie ignorierte ihn eiskalt, was dazu führte, dass ein gefährliches Funkeln in die Augen des Florentiners trat. Sollte sie ihn noch einmal um die Tränke bitten. Er würde sie dann auch netterweise ignorieren und sie konnte dann feststellen, wie gut ihr das gefiel.

Ein schwaches Lächeln zierte ihre Lippen, während sie den Kopf schüttelte. "Nein, ich glaube das würde ich nicht mehr schaffen", bemerkte sie und ihr entging nicht, dass Alessandro's Laune unter den Gefrierpunkt wanderte. Das war nicht gut. Nicht, dass es sie groß interessiert hätte, wenn sie nicht dank dieses Fluches von dem Florentiner abhängig gewesen wäre. Also wäre es sicherlich nicht gut, wenn Alessandro beleidigt wäre. "Aber wenn du noch etwas möchtest..", bemerkte sie dann noch, immerhin hatte sie es ja vom Prinzip her nicht gerade eilig.
"Mitternacht? Wo?", erschien es währenddessen auf einem kleinen Zettel unter dem Tisch, welcher lautlos an Alessandro geschickt wurde. Und das ohne dass die Deutsche auch nur mit der Wimper gezuckt hätte. Sie hatte nicht vor Alessandro heute in der Nacht zu treffen, aber sie ließ ihn im Moment lieber in dem Glauben, ehe er noch auf den Gedanken kam, den Abend der Deutschen zu zerstören.

Enzio schüttelte den Kopf.
"No, es muss nicht sein.", antwortete er mit einem Lächeln und winkte den Kellner heran um ihm mitzuteilen, dass sie zahlen wollten. Der junge Mann nickte und verschwand kurz darauf im Restaurant um Amici Bescheid zu geben. Der Ratsherrensohn musterte indessen seine Begleitung. Sie schien den Abend zu genießen und das war mehr als er gehofft hatte.

Ein Zettel tauchte auf Alessandros Schoß auf und die geschriebenen Zeilen darauf ließen ein Grinsen über die Lippen des Florentiners huschen. Er blickte auf und suchte Mellas Blick, doch diese schien sich nicht verraten zu wollen. Also schrieb der Händler erneut eine Nachricht und gab sie dieses Mal einen anderen Kellner für Melanie mit. Er hatte nämlich durchaus mitbekommen, wie die ehemalige Slytherin den ersten Kellner angefahren hatte, weil er ihr ständig seine Nachrichten überbracht hatte.
"Rialtobrücke."

Melanie fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen wieder richtig wohl, sah man mal von der Anwesenheit Alessandro's ab, denn das war etwas was sie ziemlich störte und sie wusste nicht so recht, wie sie das wieder hinbiegen konnte, denn eigentlich hatte Melanie nicht vor Alessandro heute Nacht aufzusuchen. Ein anderer Kellner kam und dieser schien ein wenig schlauer zu sein, als der vorhergehende, denn er sammelte lediglich die Servietten ein, welche sich bei Mella stapelten und legte währenddessen unaufällig eine scheinbar neue hin.
"Rialtobrücke"
Okay, Casanova schonmal besänftigt. Dem Kellner, welcher sich jetzt wieder entfernte nicht die geringste Beachtung schenkend, wandte sie sich an Enzio. "Sag mal, haben die hier immer so ein Problem mit Servietten?", fragte sie diesen leicht skeptisch.

Enzio schüttelte etwas verwundert den Kopf.
"Eigentlich nicht.", antwortete er und warf dem Kellner einen irritierten Blick zu. "Vielleicht fürchten sie, du könntest dein Kleid beschmutzen." , versuchte der Venezianer mit einem verlegenen Lächeln eine Erklärung dafür zu finden. Vielleicht sollte er Amici wirklich darauf ansprechen, oder kam dieser Scherz vom Restaurantbesitzer selbst? Zuzutrauen wäre es ihm.

Alessandro nahm Melanies Stillschweigen als Zustimmung hin und wandte sich nun endlich voll und ganz seinem Geschäftspartner zu. Der Abend war also doch noch gerettet. Nicht nur, dass er nun einen lukrativen Handel abschließen konnte, nein, er konnte diesen auch noch zusammen mit der Deutschen angemessen feiern. Vielleicht sollte er ihnen hier in Venedig ein Hotel für eine Nacht mieten. 5 Sterne klangen angemessen. Schließlich wollte er der Deutschen auch etwas bieten. Bei diesem Gedanken huschten seine dunklen Augen begehrend zu Enzios Begleiterin zurück. Sie sah in ihrem weißen Kleid einfach umwerfend aus.