Eine dunkle Gasse in einem der weniger angesehenen Viertel

Liam lag am Boden einer Gasse. Dreck lag in den Regenwasserabflussrinnen der Straße und an den Kanten der Häuser. Die Gasse war so eng, dass kaum Tageslicht in sie eindringen konnte.
In der Nacht waren noch betrunkende und randalierende Jugendliche vorbeigekommen, jetzt hatte er seid einigen Stunden keine Menschenseele gesehen. Nur die Ratten die aus dem Abfluss huschten um von den Mülltonnen zu fressen waren mit ihm hier.
Genau genommen lag er nicht nur am Boden, er war es auch. Er war an den Boden von allem Sozialen angekommen. Und am Boden seiner psyche. Er fühlte sich dreckig. Er hatte seiner besten Freundin sehr großes Leid zugefügt. Er hatte Luna hintergangen. Seine einzige Freundin. Er hatte sie nach Hause gebracht und war dann nach London apperiert. Das wusste er noch.
Er hatte sich betrunken das wusste er auch noch. Und er konnte sich an irgendein rosa Hasenkostüm erinnern.
Er wusste nicht mehr was geschehen war. Er wusste nur dass es irgendetwas mit einem Hasenkostüm zu tun hatte.
Und er wusste, dass das braunhaarige Mädchen aus dem Park Emma hieß.
Er war die ganze Nacht durch die Straßen Londons gewandert um dann hier zusammenzubrechen. Seid dem Morgen hatte er sich nicht bewegt. Gut nur, dass er hier zusammengebrochen war, denn in anderen Stadtteilen hätte man schon längst die Muggelpolizei gerufen.
Was sollte er nur tun? Ihm ging es einfach nur dreckig. Apathisch starrte er die dunkelgraue, dreckige Wand auf der anderen Straßenseite an. Sie sah genauso aus, wie die Wand an der er lehnte.
Ein Taubenklecks klatsche einige Meter rechts von ihm auf den Boden.
Ja diese Gasse war dreckig. Und so wie Liam sich fühlte, gehörte er in diesem Moment genau hier hin.

Ein weiterer unentschiedener Tag in Englands summender Hauptstadt. Der Morgen hatte verdächtig nach Regen ausgesehen, doch das taten die meisten Londoner Morgen. Im Verlaufe des Vormittags jedoch hatten sich die Wolken nach und nach verzogen und den Blick auf den blassblauen Himmel flächenweise freigegeben. Mittlerweile war es Nachmittag geworden und die warme Spätsommersonne drang mit aller Macht durch klaffende Lücken in den letzten hartnäckigen Wolkenteppichen.
Severus Snape interessierte sich nicht sonderlich für das Wetter. Den Umhang trug er (der Unauffälligkeit halber, wenngleich so einiges an zwielichtigem Volk sich in der Gegend herumtrieb) wie einen Trenchcoat über dem Arm. Sein Gesicht war verfinstert vom Schatten des ein oder anderen düsteren Gedanken, doch zumindest hier war er sicher. Weder der Dunkle Lord noch der Orden würden es wagen, ihre Deckung zu riskieren, indem sie ihn im Herzen der Muggelhauptstadt aufsuchten.
Ohne bestimmtes Ziel wanderte er nun schon seit Stunden durch die ruhigeren Teile des Viertels; eine willkommene Abwechslung zum Studium der verschiedenen Wirkungen der Engelstrompete.
Doch wie zumeist blieb er auch an diesem Tag nicht von Belästigung verschont.
"Sieh an, Mr. McCallister", schnarrte Severus mit angehobener Augenbraue, als er den zusammengekrümmten Körper am Boden mit nur einem flüchtigen Blick identifiziere. "Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie es gewissen Menschen immer und immer wieder gelingt, den guten Ruf ihrer Familie zu beschmutzen."

Liam stöhnte. Der Mann passte auch ganz wunderbar zu seiner Stimmung.
Er musste seinen Blick nicht heben um zu wissen, wer dort seinen Hohn auf ihn herabließ.
Wenigstens bezog er die Aussage mit dem Ruf nur auf das was er sah und nicht auf das, was Liam getan hatte.
Er schüttelte sein zerzaustes Haar. "Professor Snape, Sir?", sagte er mit heiserer, monotoner Katerstimme,"Ich hoffe doch, dass dies keine Auswirkungen auf meine Schulnoten haben wird? Wie mache ich mich überhaupt in ihrem Unterricht? Waren sie zufrieden?".
Dieser plumpe Versuch von seinem Zustand abzulenken schien nicht zu wirken. Nichts sagen konnte er jedoch nicht, denn dem Professor nicht genügend Respekt zu zollen wäre ein sehr großer Fehler gewesen. Professor Snape legte sehr viel Wert darauf, dass ihm kein Schüler dumm kam. Dennoch öffnete der höhnisch auf ihn herabsehende Professor seinen Mund...

/prg-off: Liam hatte in den paar Wochen Hogwarts, die er bis jetzt hatte unter anderem Verteidigung gegen die dunklen Künste belegt... nur für den Hintergrund.

Severus kommentierte den erbärmlichen Versuch des Jungen, von der Tatsache abzulenken, dass er mitten in einem der heruntergekommensten Muggelviertel Londons im Dreck lag und ganz offensichtlich mit den Nachwirkungen einer mittelschweren Alkoholvergiftung zu kämpfen hatte, mit seinem üblichen hämischen Lächeln. Die unnachahmliche Fähigkeit sämtlicher Gryffindors sich selbst in exquisit lächerliche Situationen zu bringen, versetzte ihn ein weiteres Mal in spöttisches Staunen.
"Mir ist keinesfalls entgangen, dass Sie, entgegen der Gewohnheit Ihrer Hauskameraden, auch in Ihrem vierten Jahr in Hogwarts noch die notwendige Anstrengung in meinen Unterricht investiert haben, McCallister." Beinahe gelangweilt schritt der hochaufgeschossene Zauberer ein paar Mal um den am Boden liegenden Schüler herum, bevor er sich schließlich ein Stück weit zu ihm herunterbeugte, um ihn näher in Augenschein nehmen zu können. "Doch Sie sollten nicht erwarten, dass ich Ihnen dafür eine Sonderbehandlung zuteil werden lasse." Nicht ohne ein letztes, abschätzendes Kopfschütteln richtete Severus sich wieder auf. "Es gehört nicht zu meinen Befugnissen, Ihr außerschulisches Benehmen in meine Bewertung einfließen zu lassen, doch ich muss Sie darauf hinweisen, dass Ihr Benehmen recht blamabel für Hogwarts wäre, sollte Sie jemand in diesem Zustand sehen. Ich schlage vor, dass Sie sich jetzt erheben und mir ganz in Ruhe erzählen, wie Sie in diese doch recht unangenehme Lage gekommen sind." Ein strenger Blick traf den Gryffindor mitten ins schmutzverschmierte Gesicht.

"Ich sollte nicht mit ihnen über die letzten Geschehnisse meines Lebens reden, Sir. Auch wenn es sie vermutlich äußerst amüsieren würde.", hustete Liam.
Doch wenn der Professor es wünschte, würde er sich erheben.
Er zog sich an dem Fensterbrett des Fensters in der Wand hinter ihm hoch.
Er stand sehr wackelig auf den Beinen. Er lehnte sich rückwärts gegen die schmutzige Wand und stöhnte.
Er sah den hageren Professor mit den fettigen Haare an.
"Und nun Sir?", sagte er mit der festesten Stimme die er in seinem Zustand zustande bringen konnte.
Die Ereignisse der letzten zwei Tage lasteten immernoch auf ihm. Warum hatte er das getan?
Wieso hatte er nicht an Luna gedacht? Warum übte Lamia diese unglaubliche Wirkung auf ihn aus?
Ein Mensch sollte so auf ihn Wirken. Nicht ein Vampir. Schon garnicht der Vampir in dem Menschen, der ihm am nächsten stand. Er hatte Kopfschmerzen.
Er griff sich an die Schläfe und stöhnte schmerzerfüllt. Das waren die fast schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens, dabei hatte er schlimmere Abstürze hinter sich. Nur die Kopfschmerzen während der Phase als sich seine Fähigkeit, Aura zu sehen ausgebildet hatte waren schlimmer...

Ein leises Zucken um die schmalen Lippen, folgte der ältere Zauberer den unbeholfenen Versuchen des Jungen, das bisschen an Gleichgewicht und Würde, das ihm noch geblieben war, wiederzufinden.
"Obwohl ich durchaus nichts gegen ein wenig Amüsement einzuwenden hätte", begann er schließlich schleppend, indem er in den Untiefen des von seinem Arm baumelnden Umhangs wühlte, bis sich seine Finger um kühles Glas schlossen, "sehe ich es doch als meine Pflicht der Schule gegenüber, Sie vor weiteren ... Verfehlungen zu bewahren." Endlich zog er die Hand aus dem schweren schwarzen Stoff und öffnete sie gerade so weit, dass zwischen den bleichen Knöcheln eine kleine schimmernde Phiole zum Vorschein kam.
"Trinken Sie", sagte er ruhig und streckte dem an der Wand lehnenden Schüler das Fläschchen entgegen, dessen Inhalt leicht mit klarem Wasser verwechselt werden konnte. "Sie werden augenblicklich eine zumindest etwas geringere Schande für Ihr Haus sein." Sein Tonfall ließ keine Möglichkeiten offen. Es war derselbe, den er gewöhnlich verwendete, um Erstklässern einen Nachmittag Nachsitzen aufzubrummen.

Er ließ ihm keine Wahl. Und eigentlich war Liam auch ganz egal was Professor Snape ihm da gegeben hatte.
Und wenn es tödliches Gift war... er würde es trinken.
Er entkorkte die Phiole mit einem ploppen.
Er setzte an und trank. Die kleine Phiole war nach Sekundenbruchteilen leer.
Er gab sie dem Professor zurück. Er fühlte sich komisch... zu seinem Kater gesellte sich jetzt noch ein leichtes Kribbeln in der Brust, welches sich schnell auf seinen gesamten Körper ausbreitete.
Er fühlte sich benebelt... Apathie schlich sich in seinen Blick... Glasig starrte er den Professor an...

Geduldig sah Severus zu, wie der Junge das Fläschchen ansetzte und den kostbaren Trank in einem Zug verschluckte. Bereits wenige Augenblicke später nahm das jugendlich-faltenfreie Gesicht des Gryffindors den leicht abwesenden Ausdruck an, der zu erwarten gewesen war. Der Zaubertrankmeister hatte erst ein, höchstens zwei beachtliche menschliche Exemplare erlebt, die der unbestreitbaren Macht des Wahrheitselixirs widerstehen konnten. Für gewöhlich setzte er es nicht bei jedem x-beliebigen Schüler ein; seine Kenntnisse der Legilimentik genügten fast immer. Doch gerade an diesem Tag war ihm aus unerfindlichen Gründen danach, mitten in einer Muggelstraße, vor Muggelfenstern, hinter denen vermutlich Muggelaugen gespannt das Geschehen beobachteten, einen Zaubertrank zu verwenden, wo ein einfaches und ungebetenes Eindringen in einen unvorbereiteten Kinderverstand durchaus ausreichend gewesen wäre.
"Wie haben Sie den gestrigen Abend verbracht, Mr. McCallister?", fragte der dunkelhaarige Zauberer in seiner monoten, fast beschwörend ruhigen Stimme und musterte sein Gegenüber durchdringlich.

"Ich habe... ich war... ich habe einen Fehler begangen. Danach striff ich durch London. Ich landete in einem Park. Dort war ein Mädchen. Sie hieß Emma. Sie saß an einem Baum. Ich setzte mich dazu und trank mit ihr. Ich trank zu viel und zu schnell. An das danach geschehene kann ich mich nur noch schemenhaft erinnern. Es hat irgendetwas mit einem Hasenkostüm zu tun... und dann bin ich hier aufwacht..., leierte Liam mit teilnamsloser, monotoner Stimmlage herunter. Sein Blick blieb starr auf einen Punkt gerichtet, den wohl nur er sehen konnte. Es war als sähe er durch den Professor der vor ihm stand hindurch. Sein Kopf war leer gefegt. Er dachte nicht, er handelte nicht, er realisierte nicht.
Er wusste nur, dass der Sinn seiner Existenz momentan war, Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Das tat er auch. Ohne eine Miene zu verziehen. Emotionen hatte er in diesem Moment auch nicht mehr. Es war ihm auch egal wer zuhörte.. er musste nur seinen Lebenssinn erfüllen...

Nur sehr mühselig konnte der hagere Hogwartslehrer angesichts der doch recht enttäuschenden Geständnisse seines Schutzbefohlenen ein Gähnen unterdrücken. Die üblichen tragikomischen Liebesdramen eines hormonell verseuchten Jungen. Mit einer kleinen, ruckartigen Bewegung seinen Kopfes verscheuchte Severus unliebsame Erinnerungen an seine eigene Jugend.
Beinahe ein wenig verärgert betrachtete er die leere Phiole, die nun nutzlos zwischen den schlaffen Fingern des Gryffindors baumelte. Welch eine Verschwendung kostbaren Veritaserums.
"Nun gut, McCallister", brach der Schwarzhaarige schließlich die folgende straßensmogschwere Stille, "Sie sind für heute entlassen. Aber sehen sie zu, dass Sie Ihre Haare und Kleider in Ordnung bringen und sich in einen etwas ... passenderen Teil der Stadt begeben." Mit diesen Worten und ohne jegliche weitere Verabschiedung warf er seinen Umhang über die Schulter und wandte sich zum Gehen um, ohne den blassen Jungen auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.

Da alle irgendwie erledigt war oder zumindest vorbereitet, hatte sie begonnen nach Liam zu suchen. Hoffentlich war dem Jungen nichts passiert, denn sie hatte ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Dieser Mensch machte sie wahnsinnig vor Leidenschaft und Liebe. Alleine wegen dieser Gedanken bekam sie Kopfschmerzen wegen Luna. Wie konnte sie nur vergessen, den Trank des Psychiaters zu nehmen. Doch jetzt war es egal. Sie schritt durch diese Gosse, weil sie Liam hier spürte. Doch er schien nicht alleine zu sein. Vorsichtig kletterte sie über die Dächer und sah sich um. Da unten stand er, völlig benebelt. Und in der Nähe eine schwarze Gestalt. Elegant sprang sie von dem Dach. Das schwarze Kleid (http://empimg.com/pics/300_171754a.jpg) flatterte leicht, bis sie wie eine Katze vor der GEstalt landete. Ein wenig erschrocken erkannte sie, dass es Snape war. Nun hoffte sie nur, dass der Tränkemeister sie nach der kleinen Veränderung ihres Äußeren nicht erkannte, sonst müsste sie das hier erklären. "Ach sieh an, Professor Snape! Welch Ehre!", flötete sie in ihrer süßesten Stimmlage und versprühte einiges an VAmpircharme.

Liam sagte nichts. Sein Kopf war wie leer gefegt.
Tief in seinem Inneren. In seiner Seele... Dort spürte er das Verlangen nach der Vampirdame, doch gleichzeitig loderte der Schmerz auf. Er hatte seiner besten Freundin... er hatte...
"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHH!!!!"

Ein Schrei war seiner Kehle entwichen. Er fiel auf die Knie, griff nach seinem Kopf. Es sah fast wie eine Filmszene aus, nur dass er die Augen geschlossen hatte. Jeder Filmheld schrie mit offnen Augen gen Himmel. Seine waren nunmal zu. Tausend Stimmen schrien in seinem Kopf durcheinander. "Du hast Luna verraten!", "Lamia! Du bist so wundervoll!",
"Du hast sie verletzt. Du hast sie tief verletzt!", "Miles wird dich umbringen!", "LAUF LIAM!!! LAUF".
Nur eine Stimme in seinem Kopf schrie nicht. Dennoch konnte er sie klar hören. Sie verstörte ihn. Sie spach leise und in einem resignierenden Tonfall: "Liam. Du bist ein Idiot."
Er wollte disapperieren, doch er konnte es nicht. Bis auf die schreienden Stimmen in seinem Kopf, tat das Serum immernoch seine Wirkung. Sein Kopf war bis auf das Geschrei leer...

Ein Gefühl ernsthafter Erschöpfung erfasste den blassen Hauslehrer Slytherins, als er eine weitere Schülerin vor sich auftauchen sah. Nun war man also nicht einmal mehr in den nichtmagischen Mauern der Muggelviertel sicher vor den immer länger werdenden Armen der Zaubererwelt. Nicht, dass Severus Snape bereute, die Magie seiner Mutter geerbt zu haben. Nicht, dass er seinen Muggelvater nicht verabscheute. Doch es war die ständige Konfrontation mit den Verpflichtungen und scheinbar unlösbaren Verstrickungen der Zaubererwelt, die ihn zunehmend ermüdete.
"Miss Lovegood", brachte er kühl zwischen augenblicklich sich schmälernden Lippen hervor, ehe er abermals unterbrochen wurde. Mit einem Ausdruck milder Überraschung wandte er sich nach dem Gryffindor-Jungen um, der augenscheinlich nach seinem trommelfellzerreißenden Schrei hinter ihm zusammengebrochen war. Stand zu hoffen, dass das Veritaserum keine Komplikationen verursacht hatte. Etwa einer in einer Million Zauberer war allergisch gegen die Hauptzutat des Wahrheitselixirs. Und dieser eine konnte Severus sehr wohl seinen Kopf kosten.
Mit einem resignierenden Seufzen schritt er zu dem Schüler zurück, um sich (wofür er dem Jungen bei Gelegenheit sicherlich den ein oder anderen Hauspunkt abziehen würde) vor ihm im Staub niederzulassen und mit kalt-klammen Fingern nach seinem Kinn zu greifen. Mühsam zwang er die fest geschlossenen Lider des jüngeren Zauberers auf und inspizierte die Pupillen. Alles schien normal zu sein.
Leicht ratlos stand Severus schließlich auf und klopfte notdürftig den Staub von seinen Kleidern. Er konnte es sich nicht verbieten, einen fragenden Blick zu dem Mädchen aus Ravenclaw hinüberwandern zu lassen, das soeben angekommen war.

Das menschliche Herz, dass leider immernoch in ihrer Brust von Zeit zu Zeit schlug, begann zu rasen. Was hatte ihr Geliebter denn? Die Antworten konnte sie ja selbst hören. Er verabscheute sich selbst für das was er getan hatte. Wie sollte es auch anders sein. Diese verdammten Menschen und ihr Gewissen. Da war es ihr sogar egal, dass Snape sie erkannt hatte. Leise knurrte sie den Tränkepanscher an. "Was haben sie mit ihm gemacht?" Obwohl Luna sie zur Ruhe bringen wollte, durch einen erneuten Schwall Kopfschmerzen, war Lamia wütend an den großen Mann heran getreten und knurrte. Sie konnte einfach nicht anders. "Müsst ihr verdammten Menschen euch immer leid zu fügen?" Musst gerade du sagen? Ach halt die Klappe. Mit einem weiteren, für Menschen unsichtbarem Schritt, war sie bei Liam. "Was hat er dir angetan?", fragte sie unheimlich besorgt. Ihr war es egal, falls Snape hinter das "Geheimnis" kommen sollte. Sie würde ihn töten, wenn er Liam etwas angetan hatte.

Die Stimmen in seinem Kopf schrien weiter, doch er hatte eine bestimmung zu erfüllen: Die Wahrheit sagen"Professor Snape hat mir etwas zu trinken angeboten. Ich habe etwas getrunken", kam in monotoner, apathischer Stimme über seine Lippen.
"Es war... Es waar.. Es waaaaar...", seine Stimme wurde immer langsamer.
Die Stimmen in seinem Kopf schrien mit halber Geschwindigkeit und Tonhöhe, wie bei einem kaputten Kassettenrekorder. Die Umgebung verschwamm. Es fühlte sich an als würde sein Kopf implodieren.
Alles drehte sich. Es drehte sich schneller. Dunkelheit umfing ihn.

Sein Körper sackte wie leblos zusammen. Einzig und allein, dass das Blut in seinen Adern weiterfloss und er dank seiner Reflexe leicht atmete zeigten, dass er nicht tot war. Jedoch atmete er viel langsamer als gewöhnlich. So lag er da. In der schmutzigen Gasse mitten in London.
Das Veritaserum war ihm offenbar nicht bekommen...

Eben wollte Severus die unfassbaren Unverschämtheiten, die Lovegood von sich gab, mit einer gepfefferten Entgegnung entsprechend quittieren, als ein plötzlicher Druck in der Magengrube ihm schlagartig die Stimme versagen ließ. Wortlos ließ er sich erneut neben dem nun offenbar bewusstlosen Schüler zu Boden sinken und hob seinen Oberkörper mit einem Arm an, während er seinen Zauberstab zog. Mit leisem Murmeln ließ er die Spitze des magischen Instruments über als und Handgelenke des Jungen sinken. Sein Atem und Herzschlag waren stabil. Die einzige Erklärung, die der in Zaubertränken wohlversierte Lehrer in seinem schier unerschöpflichen Wissenschatz zu diesem Thema finden konnte, war zugleich auch die simpelste. Es war immer ein nicht zu unterschätzendes Risiko, emotional unbeständigen Personen Veritaserum einzuflößen. Und Jugendliche stellten eine besonders gefähredete Gruppe dar. Severus hätte sich dafür ohrfeigen mögen, diese Tatsache übersehen zu haben.
"Halten Sie ihn aufrecht, Lovegood", herrschte er schließlich, nun da er aus seiner sekundenlangen Trance erwachte, die Ravenclaw an und drängte den reglosen Körper in ihre Arme.
Mit fahrigen Fingern suchte er in seinen Umhangtaschen, bis er endlich gefunden hatte, was er suchte. Hastig schob er das kieselsteingroße Etwas durch die halbgeöffneten Lippen des Gryffindor und hob dann sein Kinn an, um den Schluckreflex einzuleiten. Endlich trat er, seinen schweren Atem unterdrückend oder überspielend, einen Schritt zurück. Die Gefahr musste nun vorüber sein.

Unfähig etwas anderes zu tun, als das was er ihr anwies, hielt sie ihn fest. Erst als sie seinen Schwall an Schuldgefühlen aufnahm, grinste sie hämisch. "Na, bereuen wir etwas, Professor?", knurrte sie leise, während sie Liam festhielt. Die Atemgeräusche der Menschen hatten sie schon immer fasziniert. Wie viel sie doch verrieten. Stoßweiser, nervöser Atem von Snape und der leichte, dennoch stabile von Liam. Nur von ihr kamen keine dieser unnötigen Geräusche. Atmen war für sie als Vampir unnötig. Auch wenn sie es manchmal in einem Unachtsamen Moment tat, so hatte sie es sich doch vor Wochen während der Jagd abgewöhnt. Immerhin waren diese Geräusche so laut und verräterisch, dass selbst ungeübte Hundeohren es hören konnte. Nachdem der Bezoar in Liams Mund verschwand und der große Mann zurück getreten war, erhob sie sich ebenfalls. Das Rauschen von Liams Blut hatte sie wahnsinnig gemacht und erinnerte sie daran, dass sie lange nichts getrunken hatte. Langsam fuhr ihre Zunge über ihre eingetrockneten blutroten Lippen und danach über ihre Eckzähne.

Der Bezoar wurde durch den Schlugreflex in Liams Magen geleitet.
Liams Körper spielte mittlerweile völlig verrückt. Während er in Lamias Armen hing, flossen Tränen in Bächen sein Gesicht herunter. Seine linke Hand zuckte wie verrückt. Der Rest seines Körpers lag schlaff im Griff der Vampirdame.
Auf einmal ging ein Ruck durch seinen Körper. Sein Kopf löste sich von Lamias Brust und flog rückwärts, sodass sein Kopf nun im Nacken lag.
Ohne Vorwarnung krampfte sein gesamter Körper zusammen. Der Bezoar flog aus Liam heraus.
Er wurde durch den Mund herausgeschossen und flog in die Luft.
Der Kraft, die bei dieser Verkrampfung entstand, konnte nicht einmal die Vampirdame standhalten.
Liam flog rückwärts in den Dreck der Straße. Während der Stein noch fiel, begann Liam zu zittern...

Mit einer blitzschnellen Geste seinen Zauberstabs erwischte Severus den fallenden Bezoar nur wenige Zentimeter bevor er auf den schmierig schmutzigen Pflasterboden der Gasse aufgeschlagen und somit unbrauchbar geworden wäre. Hastig steckte er ihn ein und wandte sich dann wieder an die Ravenclaw.
"Hätten Sie ihm nicht den Mund zuhalten können?", fuhr er sie an und schob sie unsanft zur Seite, um den schlaffen Körper des Jungen von der Straße aufzuheben. Mit einem letzten mulmigen Blick auf die reglosen Glieder packte er ihn unter den Armen und stellte sicher, dass sein Kopf stabil an seiner Schulter lag.
"Tun Sie einmal etwas Sinnvolles und gehen sie nach Hause, Lovegood. Ich kann Ihnen versichern, dass all das noch Konsequenzen für Sie haben wird. Doch darüber sprechen wir nach Schulbeginn."
Und mit einem letzten überaus grimmigen Blick über die ansonsten menschenleere Gasse schloss der Hauslehrer flüchtig die Augen und disapparierte (in jahrelanger Übung perfektioniert) beinahe unhörbar.

Gerade als sie ihm ihre Meinung kundtun wollte und ihm sagen, wo er sich seine Worte hinstecken könnte, verschwand der alte Sack einfach! Ein tiefes Grollen entfuhr ihr und ihre Augen begannen zu glühen. Niemand, auch kein Snape, ließ sie einfach so ohne weitere Worte irgendwo stehen. Ungehalten schlug sie gegen die Wand, an der sich ein tiefer Riss bildete, der sich langsam nach oben zog. Ein kleines Kind, dass mit einem Ball unter Arm an ihr vorbeilief knurrte sie ungehallten an. Natürlich könnte sie den BEngel aussaugen, genug Hunger hatte sie doch. Doch Vampirismus vertrug sich mit blinder rasender Wut nicht. Und daher konnte der aufkeimende Durst nur durch Blut eines einzigen gestillt werden. In ihren Gedanken malte sie es sich schon aus, wie ihre blitzweißen Zähne sich in Snapes Hals gruben. Der Todesser hatte es nicht anders verdient. Obwohl sie es schlicht ablehnte, diese Art Zauberer zu jagen, würde sie nur heute eine Ausnahme machen. Außerdem hatte er Liam etwas anegtan und war auch noch MIT ihm verschwunden. Egal wohin er sich verkrochen hatte, Lamia würde ihn aufspüren. Tief sog sie dich Luft ein um die Witterung auf zunehmen. Ein einzelner Blutstrophen bahnte sich seinen Weg zu Boden und zeigte nur umso mehr, wie sehr sie Blut brauchte.