Tisch in einer dunklen Ecke

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, saß die frischgebackene Aurorin im Kessel. Noch nicht lang war es her, dass sie ihre Prüfungen abgeschlossen hatte. Nun durfte sie mehr. Sie musste nicht mehr auf die Befehle ihres Onkels warten, sonder nur auf die ihres Vorgesetzten. Helena hatte um die Versetzung nach London gebeten. Ob ihr der Wunsch erfüllt wird, wusste sie noch nicht. Doch sie hoffte es. Dann würde sie auch nicht mehr hin und her apparieren müssen, um zu den Vampirjägern zu gelangen. Das war Kraft sparender. Doch jetzt wollte sie einfach nur im Stillen feiern und nippte an einem Glas Whiskey. Vampire ... Irgendwer hatte alle Todesser-Vampire beseitigt und innen somit die Arbeit genommen. Leider. Daher langweilte sie sich seit Tagen zu Tode.

Ohne weitere Umschweife war Lamia in die Winkelgasse eingebogen und war einem bestimmten Geruch gefolgt. "Guten Tag, Miss Müller! Ich gratuliere zur bestandenen Prüfung!" Natürlich wusste sie das nur aus deren Gedanken und das schien die Aurorin zu wissen, denn ihr Gemütszustand verfinsterte sich. Ohne zu fragen ließ die Vampirin sich nieder. "Ich habe einen Auftrag für dich!", eröffnete sie weiter das Gesprächt. Kontakte musste man eben haben. Und da Luna der ebenfalls Österreicherin mal über den Weg gelaufen war, kam der Vampirirn nur gelegen. Eine Aurorin könnte dafür sorgen, Zabini wieder hinter Gitter zu bringen. Dann würde er nicht mehr stören.

Die junge Müller sah auf. Ihre Augen verengten sich. Nicht nur, dass allem Anschein nach ein Vampir vor ihr stand, nein, dieser Blutsauger war auch noch dreist an ihren Gedanken gewesen. Schweigend verfolgte sie deren elegante Bewegungen. Von irgendwoher schien ihr das Mädchen bekannt zu sein, doch sie konnte es im Moment nicht sagen. Daher lauschte sie nur den bezaubernden Worten des Geschöpfes ihr gegenüber. "Einen Auftrag ... was würde ein Blutsauger von mir wollen, Miss ...?" Sie konnte es nicht leiden, nicht den Namen derer zu kennen, mit denen sie sprach.

Lamia grinste. Die junge Frau war wirklich schlau genug um nicht sofort zu zusagen. "Lamia, einfach nur Lamia!", stellte sie sich vor und grinste. Das sie Luna im Hinterkopf hatte musste sie ja nicht erzählen, immerhin schien die Aurorin sie nicht wieder zu erkennen. Gut so. "Ich habe gehört, dass immer mehr Häftlinge aus Askaban verschwinden", deutete sie schlicht an und kratzte mit ihren Fingernägeln am Holztisch herum. Die Vampirin wollte die ehemalige Huffy auf die Folter spannen.

Helena streifte endlich diese Kapuze ab um die Vampirin besser unter die Lupe zu nehmen. "Lamia also ... Worauf willst du hinaus, Schätzchen?", fragte sie abwartend, während sie sich einen weiteren Schluck gönnte. Das Getränk brannte ihr den Hals hinab und sie musste ein Husten unterdrücken. Das war eindeutig zu viel des Guten gewesen. Doch es interessierte sie tatsächlich, wieso eine Blutsaugerin wie diese so einfach zu ihr kam und sich setze. Da war doch etwas dahinter. Da MUSSTE etwas dahinter stecken.

Das "Schätzchen" quitierte sie mit einem Lächeln. "Es geht darum, dass ich die beiden Entflohenen kenne und gesehen habe! Wie wäre es, wenn wir beide sie dorthin zurück bringen, wo sie hingehören?" Ein süffisantes Lächeln unterstrich das Ganze. Zabini würde hinter Gitter weniger nerven, und auch einfach zu töten sein. Und falls de Winter nicht gleich tot umfiel, galt dasselbe auch für ihn. Askaban hatte schon so manchen gebrochen. Mit der Aurorin gemeinsame Sache zu machen war besser, als mit einem stinkendem Werwolf.

Die junge Aurorin setzte sich auf und beugte sich zu Lamia über den Tisch. "Dir sind de Winter und Zabini/Evans begegnet? Wo? Das wäre grandios für meine Kariere wenn ich die beiden einfangen würde ... ich meine wir zwei!" Ihre Augen blitzen auf, während sie ihre glückliche Miene nicht dämpfen konnte. Das war das beste, was ihr heute passieren konnte. Am liebsten würde sie die BLutsaugerin abknutschen, doch sie ließ es lieber. Stattdessen prostete sie ihr zu und nahm noch einen Schluck.

"Daher kam ich ja zu dir! Ich soll morgen abend Zabini treffen. Ich werde dir bescheid geben, damit du dazu kommen kannst! Und dann ist er endlich wieder hinter Gitter und hört auf mich mit belanglosen Dingen zu nerven! Ich danke dir, Helena!" Damit erhob Lamia sich. Für sie war das Ganze hier beendet. Sie verneigte sich kurz, ehe sie sich wieder aus dem Staub machte. Zabini würde sein blaues Wunder erleben. Oder eher violett, die Farbe war schöner.